Griechenlands Premier diniert mit 30 Personen

Der griechische Premierminister Mitsotakis und seine Mitarbeiter sind am Samstag bei einer offiziellen Reise auf die Insel Ikaria beim Mittagessen in einer Tischgesellschaft von 30 Personen gefilmt worden. Er verstieß nicht zum ersten Mal gegen die von seiner eigenen Regierung festgelegten Corona-Regeln. Ein vielsagender Skandal oder alles halb so wild?

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Liberal (GR) /

Kurs halten!

Das regierungsnahe Webportal Liberal wirft Mitsotakis' Kritikern Doppelmoral vor:

„Diese Heuchler störten sich nicht an hundert Demonstranten, aber an dreißig Menschen, die unter Einhaltung aller Hygienemaßnahmen aßen. ... Wenn es eine Sache gibt, die die Mitarbeiter des Premiers aus dieser Geschichte von Ikaria gewinnen sollten, dann ist es, dass von nun an bei diesen Touren des Premiers - die unerlässlich sind - lokale Parteiführer [das kritisierte Essen fand auf der Terrasse eines Abgeordneten statt] und andere Risikofaktoren ausgeschlossen werden sollten. Um ihr Image zu pflegen, verursachen sie nur Schaden. Ein Fehltritt darf nicht die politische Agenda ändern und das Image der Regierung belasten. Übermäßige Selbstgeißelung schadet.“

TVXS (GR) /

Ein doppelter Skandal

Das Schweigen der regierungsnahen Medien belastet Mitsotakis mehr, als es ihm nützt, schreibt das Webportal TVXS:

„Die Tatsache, dass die meisten regierungsnahen Medien sich für Verschleierung entschieden haben und die Regierung schwieg, machte das Ereignis zu einem Skandal des Machtmissbrauchs. ... Es passierte just am ersten Wochenende, an dem die Ausgangssperre ab sechs Uhr abends angewendet wurde. Eine belastende Maßnahme besonders für benachteiligte Menschen, die nicht jeden Tag Zeit haben, im Supermarkt einzukaufen oder spazieren zu gehen. ... Eine Maßnahme, die für eine müde, seit drei Monaten eingesperrte Gesellschaft schwer genug ist. ... Wären die Nachrichten normal ausgestrahlt worden, hätte sich der Sturm in der Nachrichtenberichterstattung bereits gelegt.“