Corona und Psyche: Wege aus der Krise
Wissenschaftliche Studien zeigen, wie die seit einem Jahr anhaltende Pandemie erhebliche Auswirkungen auf die mentale Gesundheit hat: Viele Menschen leiden angesichts der Einschränkungen, der individuellen Verantwortung und dennoch steigender Fallzahlen. Massive gesundheitliche Verschlechterungen treten bei Menschen mit depressiven Vorerkrankungen auf. Wie soll die Gesellschaft damit umgehen?
Ein Stressfaktor nach dem anderen
Das ständige Auf und Ab in der Pandemie verschärft die Situation weiter, erläutert die Psychologin Annamária V. Komlósi in hvg:
„Während der zweiten Welle haben die Schutzimpfungen eine Hoffnung auf Befreiung versprochen. Jedoch bedeuten die Lieferprobleme und die Ungewissheit bezüglich der Impfstoffe einen weiteren Stressfaktor. So werden psychische Störungen immer häufiger und die seelische Ermüdung wächst. … Das kann immer öfter zu ungeeigneten Lösungen führen: Verstöße, Betrug, Alkohol- und Drogenkonsum, destruktive und selbstdestruktive Handlungen (Aggression und Selbstmord) können zunehmen.“
Politisierung der Einsamkeit wird das große Thema
Der Schriftsteller Marco Demarco warnt in Corriere della Sera davor, das Thema Einsamkeit zu ignorieren:
„Wir stehen allein in der Pandemie und Infodemie, überwältigt vom Virus und den Nachrichten. Allein in den lahmgelegten Städten, die nicht mehr in der Lage sind, uns zu schützen. … Wir sind allein angesichts der Macht der Algorithmen, in der Entzauberung der Ideologien und angesichts der Entgleisung der Parteien. Es wird schwierig sein, in die lange Liste der Ängste - Treibstoff für die Motoren des Populismus - nicht auch jene aufzunehmen, die durch die Einsamkeit entstehen. Die Politisierung der Einsamkeit wird das große Thema sein, nichts anderes.“
Gesundheitsförderung muss unterstützt werden
Für Eesti Päevaleht gäbe es eine Möglichkeit, etwas gegen die grassierenden psychischen Erkrankungen zu tun:
„Die Probleme der mentalen Gesundheit werden nicht mit der Pandemie verschwinden, sondern für länger bleiben. Die Corona-Krise sollten wir zum Anlass für eine Wende nutzen. Eine Idee kam vom estnischen Arbeitgeberverband: Ausgaben, die direkt oder indirekt mit der Gesundheit der Arbeitnehmer zu tun haben, sollen von Steuerermäßigungen profitieren oder sogar komplett von Steuern befreit werden. Das könnte schnell umgesetzt werden, vorausgesetzt es gibt den politischen Willen. Und es ist keine elitäre Maßnahme: 2019 haben 4.100 estnische Unternehmen Steuerermäßigungen genutzt, um sportliche Aktivitäten von 69.000 Angestellten zu fördern.“
Trotz allem eine bessere Welt aufbauen
Trotz all der schlechten Nachrichten erinnert Visão daran, dass der Tiefpunkt schon überschritten ist:
„Nach mehr als 800.000 diagnostizierten Fällen und mehr als 16.000 Toten bricht die Wirtschaft gemeinsam mit der psychischen Gesundheit zusammen. Prekarität hat das Leben von Millionen von Portugiesen und Milliarden von Menschen weltweit infiziert. Junge Menschen sind besorgt, die Eltern sind erschöpft und die Großeltern sind traurig. Trotzdem sehen wir einen Ausweg. ... Wir - junge Menschen, Eltern und Großeltern - sind bereit, den Weg zu beschreiten und Schritt für Schritt eine gerechtere, menschlichere und gleichberechtigtere Welt wiederaufzubauen. ... Wir haben noch große Herausforderungen vor uns, aber im März 2021 müssen wir uns daran erinnern, dass wir vor einem Jahr viel weiter vom Ziel entfernt waren.“