Spanien: 90 Jahre Zweite Republik
Spanien gedenkt der Zweiten Republik, die am 14. April 1931 ausgerufen wurde und erstmals, wenn auch nur für kurze Zeit, demokratische Rechte einführte, bevor das Land nach einem Militärputsch im Bürgerkrieg versank. Dieser mündete in eine jahrzehntelange Diktatur unter General Franco. Den Stellenwert der Zweiten Republik für das heutige Spanien beurteilen Kommentatoren sehr unterschiedlich.
Totgeboren und überbewertet
Spaniens Premier Sánchez hat die Erfahrung der Zweiten Republik als einen der drei Grundpfeiler der aktuellen Demokratie gelobt, zusammen mit der Verfassung von 1978 und dem EU-Beitritt. ABC findet das völlig übertrieben:
„Dieses hyperbolische Hochjubeln der Republik ist falsch. Mal wieder verkaufen die Sozialisten diese politische Phase als einen Erfolg, obwohl sie zu einem dramatischen Scheitern führte, weil sowohl die Linke als auch die Rechte die Gesetze der Republik brachen. Ohne Demokraten kann man keine Demokratie errichten, und das war die Ursünde des im April 1931 geborenen Systems.“
Gemeinsam den Vorkämpfern danken
Die heutige Spaltung des Landes sollte nicht das Gedenken an seine ersten demokratischen Gehversuche trüben, findet der Soziologe José Juan Toharia in El Confidencial:
„Trotz unterschiedlichster politischer Positionen können (und sollten) wir den Jahrestag hochhalten. ... Uns Demokraten von heute verbindet ein klares Band (auch der Dankbarkeit) mit den Demokraten von damals. Unabhängig von den Konsequenzen des Bürgerkriegs und der späteren Diktatur verbindet uns der Wille, eine pluralistischere, freiere und gerechtere Gesellschaft zu schaffen, in der wir in Respekt und Frieden mit denen zusammenleben können, die anders denken. Das gilt unabhängig davon, ob wir es in einer Republik oder einer Monarchie tun, solange die Regierungsform parlamentarisch, konstitutionell und demokratisch ist.“