Debatte um Evian-Tweet am ersten Ramadan-Tag
"Retweetet, wenn ihr heute schon einen Liter Evian getrunken habt", twitterte die französische Mineralwasser-Firma am Nachmittag des 13. April, dem ersten Tag des muslimischen Fastenmonats Ramadan. Einige User störten sich daran, schrieben von Rassismus, was wiederum islamfeindliche Stimmen auf den Plan rief, die Debatte schaukelte sich auf. Evian sah sich zu einer Entschuldigung genötigt - und die französische Presse reibt sich die Augen.
Unterwerfung unter Islamismus
Unternehmen wie Evian lassen sich verknechten, wettert der Soziologe Mathieu Bock-Côté in Le Figaro:
„Evian glaubte, eine Krise verhindern zu können, und setzte auf eine Beruhigung durch Buße, doch so hat die Firma einen sklavischen Reflex gezeigt, eine Bereitschaft zur Unterwerfung unter eine Macht, der nunmehr die Befugnis beigemessen wird, festzulegen, was akzeptabel ist und was nicht. Die Kommentatoren, die sich damit begnügen, darin eine Strategie zum Glätten der Wogen zu sehen, sind vorsätzlich blind für die politische Bedeutung der Angelegenheit, die auf symbolischer Ebene eine Übertragung der Souveränität über das nationale Territorium bedeutet, wobei die französische Kultur fortan der vermeintlich muslimischen Kultur Platz machen soll.“
Ein Sturm im Wasserglas
Wenn wir so viel in Wasserwerbung hineininterpretieren, können wir uns bald nicht mehr retten, spottet Le Point:
„Nach dem Angriff auf Denkmäler folgt nun der Angriff auf die Flaschen! Warum greift man nicht die Wassermarke Vichy an? … Einige Aufforderungen unserer Eltern und Großeltern kommen wieder hoch: 'Trink!', 'Du solltest mehr trinken!'... Steckt in diesen medizinischen Anweisungen etwa ein Hintergedanke? Eine geheime reaktionäre politische Agenda? … Wir haben die Werbekampagnen von Evian erneut angeschaut. Darin geht es immerhin um Reinheit. ... Und dann noch diese Apologie des Schlankseins! Sehr nah am Hass gegen Dicke! All diese Babys zur Schau zu stellen, ist eine Aufforderung zum Kinderkriegen. Und somit zur weiteren Zerstörung unseres Planeten.“