Schweizer Regierung auf Insta: Gute Idee?
Die Bundesregierung in Bern plant einen eigenen Instagram-Account und hat dafür zehn neue Stellen geschaffen. Das sorgt für Diskussionen in der Landespresse. Dabei geht es nicht nur um die Frage, ob das überhaupt nötig ist, sondern auch darum, welche negativen Konsequenzen der Versuch, die Jugend zu erreichen, haben könnte.
Propaganda auf Kosten der Steuerzahler
Das St. Galler Tagblatt hält die Pläne für mindestens überflüssig, wenn nicht gar unlauter:
„Es mag im digitalen Zeitalter 'State of the Art' sein, dass sich nun auch die Schweizer Regierung anschickt, hübsche Storys via Instagram zu verbreiten wie das Popsternchen und Influencer tun. Nötig ist es nicht. Der Staat soll sich darauf beschränken, das Land effizient zu verwalten und sparsam mit Steuergeldern umzugehen. Die Inszenierung der Regierungstätigkeit gehört da nicht dazu. Das Vorhaben macht in einem Land wie der Schweiz umso weniger Sinn, da sich die Regierung ja nicht vor einer hartnäckigen parlamentarischen Opposition in acht nehmen muss. Die Opposition ist das Volk. Und das Volk hat es nicht nötig, mit Regierungspropaganda auf allen Kanälen eingedeckt zu werden.“
Politik dorthin tragen, wo die Jugend ist
Der Tages-Anzeiger glaubt, dass sich eine neuartige Vermittlung der Regierungsarbeit lohnen könnte:
„Dass der Bund scheinbar mit der groben Kelle anrührt und hier gleich zehn neue Stellen schafft, mag erstaunen. Doch die Produktion von audiovisuellen Inhalten ist aufwendig. Zumal diese Mitarbeitenden ja auch die Arbeit der Departemente vermitteln sollen. Dazu kommt noch die Kommunikation mit den Followern, die ja erst mit dem Posten eines Bildes oder eines Videos beginnt. ... Vielleicht kann Bern so ja sogar einer Politikverdrossenheit bei der Jugend entgegenwirken. Allerdings droht die Gefahr, dass das Bundes-Instagram zum Werbekanal für die eigene Politik verkommt.“