Nordzypern: Protest gegen Kopftücher in Schulen

Schätzungsweise 13.000 Zyprer gingen am Dienstag in Nikosia auf die Straße, um gegen die Legalisierung des Tragens von Kopftüchern in türkisch-zypriotischen öffentlichen Schulen zu protestieren. 'Zypern ist säkular'', skandierten Teilnehmer. Auch hochrangige Persönlichkeiten aus dem gesamten politischen Spektrum des türkisch besetzten Nordteils der Insel waren dabei. Medien aus dem Süden ordnen ein.

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Cyprus Times (CY) /

Unbehagen gegen die Abhängigkeit von Ankara

Die Zyperntürken möchten nicht von der Türkei bevormundet werden, betont Cyprus Times:

„Es ist nicht das religiöse Symbol des Kopftuchs und die freie Darstellung religiöser Überzeugungen, die bei den Zyperntürken Unbehagen hervorgerufen haben. Der Hauptgrund für die Reaktionen ist die allgemeine Haltung der Türkei gegenüber dem Pseudostaat. Erdoğans Position 'Ich entscheide und bestimme' und alle Versuche, Zypern zu kontrollieren, werden von der Mehrheit nicht gebilligt. ... Deshalb gibt Ankara seine Rolle als Hauptfinanzier des Pseudostaats nicht auf, ebenso wenig wie seine Bemühungen zur Stärkung der Ansiedlungspolitik. Seit Jahren gibt es nicht den geringsten Zweifel daran, dass Entscheidungen über die besetzten Gebiete nicht in den besetzten Gebieten getroffen werden.“

Politis (CY) /

Kein Wort gegen Erdoğan

Ganz anders ordnet die Demo der zyperntürkische Kolumnist Şener Levent in Politis ein:

„Das war keine oppositionelle Kundgebung. Vor allem war sie nicht gegen die türkische Besatzung gerichtet. Deshalb war sie ja auch so groß. Die meisten Verbände und Organisationen nahmen nur unter dieser Bedingung teil. Es wurde kein einziges Wort gegen die Türkei gesagt, kein Wort gegen Erdoğan. ... Nach Einführung des Kopftuchs in unseren Schulen, also ab heute, wird der Prozess der Muslimisierung beschleunigt werden. Koranunterricht, religiöse Orden, Scheichs und was wir sonst noch sehen werden. Wir werden immer verlieren, solange wir uns versammeln und kein einziges Wort gegen die Türkei sagen, die uns das alles antut.“