Polen: USA ziehen Soldaten von Ukraine-Drehkreuz ab
Die USA verlegen Soldaten vom für die Versorgung der Ukraine wichtigen Militärstützpunkt Jasionka in Polen. In Warschau beschwichtigen Regierung und Opposition in ungewohntem Gleichklang: Die Verlegung sei von langer Hand geplant und werde durch andere Nato-Staaten ausgeglichen. Andererseits berichteten US-Medien, das Pentagon prüfe eine Reduktion der in Osteuropa stationierten Truppen insgesamt. Kommentatoren ordnen ein.
Lange und gut geplant
Polityka sieht keinen Grund zur Sorge:
„Die Amerikaner hatten das Gefühl, und das zu Recht, dass sie wieder einmal die Arbeit der anderen machten, eine Arbeit, die keineswegs dankbar, wenn auch ruhmreich war. Die USA sagten 'genug ist genug', und zwar schon bevor der Politiker, der diese Worte am lautesten ausspricht, in ihrem Land an die Regierung kam. Die Ausarbeitung des Konzepts dauerte mehrere Monate, aber schließlich wurde beschlossen, dass innerhalb der Nato ein 'Ukraine-Kommando' eingerichtet und auch die Mission in Jasionka von einer US- zu einer Bündnismission umgewandelt werden sollte. Die Beschlüsse wurden auf dem Nato-Gipfel in Washington gebilligt, ohne dass jedoch im Einzelnen erläutert wurde, was sie bedeuten.“
Ein völlig falsches Signal
Rzeczpospolita ist empört:
„Welches Signal will Donald Trump Wladimir Putin auf diese Weise senden? Die Verstärkung der US-Militärpräsenz in Polen sollte ihm zeigen, dass die USA jeden Zentimeter des Territoriums der Nato-Länder schützen würden. Ein Abzug dieser Truppen würde das gegenteilige Signal aussenden. All dies sind Geschenke an Putin und seine Propaganda. Geschenke ohne Gegenleistung.“
Nicht einmal Teil eines Deals
Politologe Abbas Galliamow meint auf Facebook, dass Trump den Abzug wenigstens im Rahmen der Verhandlungen im Ukrainekrieg hätte vornehmen können:
„Ich bin überzeugt, dass man diese Entscheidung gegen irgendein Zugeständnis seitens Russlands hätte eintauschen können. Etwa in der Art 'Lassen Sie uns jeweils einen deeskalierenden Schritt machen. Wir sind bereit, 10.000 unserer Soldaten von Ihren Grenzen abzuziehen, was bieten Sie im Gegenzug?' Von einem 'Meister der Deals' erwartet man, dass er mit den verfügbaren Mitteln klüger umgeht. Er sollte sie nicht einfach so verschleudern.“
Kriegsvorbereitungen auf anderen Schauplätzen
Trump bereitet sich auf einen Krieg vor, schlussfolgert Unian:
„Die US-Regierung zieht ihre Truppen schrittweise aus Osteuropa ab und erhöht zugleich den Militärhaushalt auf die Rekordhöhe von einer Billion Dollar. Trump schlägt außerdem vor, eine Militärparade an seinem Geburtstag abzuhalten. Und Paraden, die alle Autokraten so sehr mögen, sind ein echter Indikator für die Militarisierung der Gesellschaft. Das heißt, Trump sammelt Kräfte und beginnt, das Land auf einen großen Krieg (oder auf die Gefahr eines Krieges) vorzubereiten. Wahrscheinlich nicht in Europa: Der Iran (und seine Stellvertreter, insbesondere die Huthis) sowie China sind die offensichtlichsten 'Adressaten' dieser Gesten von Trump.“
Bürger bleiben im Unklaren
Neatkarīgā-Chefredakteurin Elita Veidemane beklagt mangelnde Informationen seitens der Politik:
„Obwohl die Kommandeure der Nationalen Streitkräfte der Öffentlichkeit versichern, dass 'die Tore nach Lettland nicht offen sind', muss berücksichtigt werden, dass wir uns derzeit zwischen zwei Individuen befinden, die die Weltmacht übernommen haben und deren nächste Schritte unvorhersehbar und gefährlich sind. Das Schlimme ist, dass die Politiker unseres Landes nicht bereit sind, die politische und wirtschaftliche Lage zu analysieren und damit die Gesellschaft anzusprechen, die im Grunde im Dunkeln über den morgigen Tag, ganz zu schweigen von den kommenden Wochen und Monaten, gelassen wird. Ist das die Arroganz der Macht oder einfach nur Unprofessionalität?“