Hebammenkrise in Schweden
Schwedens Hauptstadtregion leidet unter einem Hebammenmangel, der sich immer weiter zuspitzt. Am Freitag haben 26 Stockholmer Hebammen aus Protest gegen unwürdige Arbeitsumstände und niedrige Löhne gekündigt, insgesamt waren es dieses Jahr schon über 100 Kündigungen. Mittlerweile hat die Provinzregierung Verhandlungsbereitschaft signalisiert. Auch die Presse sieht akuten Handlungsbedarf.
Politik hat geschlafen
Aftonbladet macht die zuständige Regionalrätin für die Zustände verantwortlich:
„Die Hebammenkrise dauert ungefähr so lange an, wie die christdemokratische Irene Svenonius die oberste Verantwortung für die Krankenpflege in der Region Stockholm hat. Svenonius hat in Interviews gesagt, sie sei wegen der Proteste der Hebammen besorgt. ... Aber anscheinend war sie nicht besorgt genug, um etwas gegen die Situation zu unternehmen. Schweden hat über 8.000 legitimierte Hebammen, das Problem ist, dass gut ein Fünftel irgendwo anders als bei der Entbindung arbeitet. Wenn die Hebammen das Arbeitsumfeld und den Personalmangel als Ursache dafür ausmachen, dass sie andere Arbeitsplätze wählen, sollten handfeste politische Maßnahmen auf dem Gebiet die Folge sein.“
Es ist auch eine Frage der Organisation
Die Ärztin Kajsa Dovstad fordert in Göteborgs-Posten eine effizientere Arbeitsteilung auf den Geburtsstationen:
„Man muss sich die Frage stellen, ob die Hebammen bei der Geburt die richtigen Aufgaben erfüllen. ... Dass Hebammen mit viereinhalbjähriger Universitätsausbildung [Schmerzlinderung] leisten müssen, ist auf mehrere Art provozierend. Man sollte stattdessen die Pflegekräfte mehr einbeziehen und menschliche Gegenwart leisten lassen. Auch ist es effektiver, wenn Physiotherapeuten Apparate zur Schmerzlinderung bereitstellen, und wenn mehr Ärzte angestellt werden, um kleinere Wunden zu nähen. ... Es gibt eigentlich keinen Hebammenmangel, sondern einen Mangel an Hebammen, die ihrer Hauptaufgabe nachgehen können.“