Tschechien: Schockbilder gegen Impfverweigerung
Um Impfgegner zum Umdenken zu bringen, greift Tschechiens Gesundheitsministerium auf drastische Bilder zurück: Die Fotos einer Kampagne zeigen einen toten Intensivpatienten, der in einen Leichensack gehoben wird. Dazu steht der Text: Er hatte viele Ausreden. Auf einem anderen Bild sieht man einen Sarg, daneben der Satz: Sie hat die Impfung immer wieder hinausgeschoben. Überzeugt das die Tschechen?
Ratlosigkeit des Staates
Abstoßend findet Právo die Kampagne:
„Sind wir wirklich so schlecht dran, dass wir mit Fotos schockieren müssen, von hilflosen nackten Körpern im Krankenbett oder von Särgen, die von der Intensivstation abgeholt werden? Fotos, die erschreckend sind und alarmierend, aber nur die Ratlosigkeit des Staates bezeugen? ... Eine gesunde Gesellschaft sollte ausreichend Kraft haben, um vernünftig und rational zu reagieren, ohne solche Fotos. Es reicht, auf die Einhaltung der bestehenden Regeln zu achten und denen an den Kragen zu gehen, mit denen man nicht vernünftig reden kann.“
Erbe des Kommunismus
Dass so wenige Menschen in Tschechien geimpft sind, zeugt von Ignoranz, findet Hospodářské noviny:
„Diese Ignoranz hat auch mit dem in postkommunistischen Gesellschaften noch immer vorherrschenden Freiheitsbegriff zu tun, wonach man tut, was man will und sich von niemandem reinreden lässt. Das ist teilweise verständlich, denn das kommunistische Regime war ununterbrochen und bis ins kleinste Detail in das Leben der Menschen vorgedrungen. ... Jetzt sehen wir die Konsequenzen. In Tschechien ist der Anteil der Personen, die sich nicht nur zum eigenen Schutz, sondern auch zum Schutz anderer impfen lassen, deutlich geringer als in Westeuropa.“