Bericht zu Pflegeheimen schockiert Frankreich
Eine Publikation über die Zustände in Altenheimen hat in Frankreich hohe Wellen geschlagen: Der Journalist Victor Castanet enthüllt in seinem Buch Les Fossoyeurs (Die Totengräber), dass der Orpea-Konzerns bei der hygienischen und medizinischen Versorgung von Bewohnern spart, um die Rentabilität des börsennotierten Marktführers zu steigern. Die Landespresse fordert Konsequenzen.
Die Pflege zum Wahlkampf-Thema machen!
Die Politik muss das Thema Pflegebedürftigkeit endlich umfassend angehen, drängt Le Monde:
„Zwei Optionen sind möglich: Entweder eine Übernahme durch die Allgemeinheit, die die finanzielle Belastung für die Familien verringert und gleichzeitig bessere Leistungen garantiert. Politisch wird diese Lösung dadurch begrenzt, dass sie eine Anhebung der Sozialabgaben erfordert. Oder aber die Aufgabe weiterhin einem lukrativen Privatsektor anvertrauen, der teurer ist als staatliche Einrichtungen, aber unfähig, bessere Leistungen zu garantieren, und der zum Teil durch öffentliche Gelder finanziert wird, die schlecht kontrolliert werden. Es ist nicht zu spät dafür, dass die Altenpflege als Thema Einzug in den Präsidentschaftswahlkampf hält.“
Behörden haben sich selbst entmachtet
Der Staat trägt Mitschuld an den unwürdigen Zuständen in den Heimen, prangert Mediapart an:
„Victor Castanets Buch haut einen durch den Umfang der durchgeführten Recherche, die Anzahl und die Bedeutung der Befragten um, doch Misshandlung und Kostendruck in einigen gewinnorientierten Einrichtungen sind offene Geheimnisse, vor denen die Gesundheitsbehörden die Augen verschließen. Und das aus gutem Grund: Nachdem der Staat einen großen Teil der Pflege an die Privatwirtschaft abgetreten hat, hat er keine Möglichkeit mehr, auf den Tisch zu hauen, wenn Missstände offengelegt werden.“