Nordirland: Gespannte Blicke auf die Regionalwahl
Am Donnerstag finden in den Ländern des Vereinigten Königreichs die Kommunalwahlen statt. Nordirland wählt außerdem ein neues Regionalparlament. Dort hat laut aktuellen Umfragen die nationalistische Sinn Féin-Partei, die 2020 bereits in der Republik Irland Wahlsieger war, Aussichten, stärkste Kraft zu werden. Rückt eine Wiedervereinigung Irlands und Nordirlands also näher?
Alles bleibt beim Alten - und Irland geteilt
Trotz eines möglichen Sieges sollte man Sinn Féins Macht keinesfalls überbewerten, meint The Daily Telegraph:
„In den Kommentaren der Medien wird es natürlich heißen, dass ein Referendum zur Grenzfrage ansteht und ein vereinigtes Irland unvermeidlich sein wird. Aber das ist alles Quatsch. Erstens würde der Sieg von Sinn Féin ein Pyrrhussieg sein: Die Partei profitiert lediglich von dem Fakt, dass die Stimmen der überzeugten Unionisten gleichmäßiger als sonst auf die Democratic Unionist Party, die Ulster Unionist Party und die Traditional Unionist Voice Party verteilt sind. Zweitens kann der Chef der Regionalregierung nicht einmal eine Büroklammer ohne die Zustimmung seines Stellvertreters [der laut Karfreitagsabkommen aus dem gegnerischen politischen Lager kommen muss] bestellen.“
Hämisches Triumphieren wäre kontraproduktiv
Irish Independent mahnt Sinn Féin:
„Ein vereintes Irland ist ein legitimes Anliegen, wenn es ein gemeinsam vereinbartes Anliegen ist. ... Die meisten Menschen im Norden möchten einfach Frieden, Wohlstand und Stabilität genießen. Flaggen, Banner und Abstempelungen wurden seit Generationen genutzt, um zu spalten und zu erobern. ... Die Nationalisten im Norden können zu Recht behaupten, dass sie mehre Generationen lang dafür gekämpft haben, an die Macht zu kommen. Sie wissen daher nur zu gut, was es bedeutet, am Rand zu stehen. Sollten sie als die großen Gewinner aus der Wahl hervorgehen, besteht die erste Bewährungsprobe darin, Bereitschaft zu zeigen, allen Menschen zu dienen und nicht in platten Triumphalismus auszubrechen.“