Ein Innenminister mischt sich in die Baderegeln ein
Zehn Tage lang durften Frauen im ostfranzösischen Grenoble einen Burkini im Schwimmbad tragen - bis das Verwaltungsgericht diesen Beschluss der Stadtverwaltung wieder kippte. Pikanterweise hatte Frankreichs Innenminister Darmanin den örtlichen Präfekten angewiesen, gegen den Beschluss zu klagen. Einige Medien scheinen genervt von der seit Jahren andauernden Kontroverse um den Burkini im laizistischen Frankreich.
Bitte nicht so viel Bohei!
Die lästige Kontroverse sollte endlich beigelegt werden, appelliert L'Opinion:
„Die Stadt Grenoble hat angekündigt, beim Staatsrat Berufung einlegen zu wollen. Dieser wurde bereits mit Anti-Burkini-Verordnungen für Strände an der Côte d'Azur befasst, die er gekippt hat. Die Verfechter religiöser Neutralität im öffentlichen Raum und die, die sich für Religionsfreiheit genau dort aussprechen, zerfleischen einander weiterhin. Muss der Gesetzgeber hinzugezogen werden? Ersparen wir uns eine Parlamentsdebatte über die Größe von Unterhosen oder Badekleidung, denn nur ein Element muss Vorrang haben: die Bewahrung der öffentlichen Ordnung. Eine Frage, die man mit etwas Recht und viel gesundem Menschenverstand beantworten muss.“
Islamismus kein Argument gegen Burkinis
Das Argument, durch Burkinis könnte der Islamismus gestärkt werden, hält der Ökonom Thierry Aimar in La Tribune für absurd:
„Man untersagt den Leuten ja auch nicht, in chinesischen Restaurants zu essen unter dem Vorwand, sie könnten so ihren Zuspruch zur Politik Pekings gegenüber den Uiguren zum Ausdruck bringen. … Dass einige Fantasten in Afghanistan oder im Iran im Namen des Islam Frauen unterdrücken und massakrieren, ist daher kein Grund, sie im Westen daran zu hindern, einen Burkini zu tragen, wenn ihnen danach ist.“