Ist der Verzehr von Oktopus ethisch vertretbar?
Spaniens größter Fischereikonzern, Nueva Pescanova, will ab nächstem Jahr Tintenfische züchten. Tierschutzorganisationen wehren sich gegen die Pläne, diese seien "unethisch und fragwürdig". Sie argumentieren mit der Intelligenz des Weichtiers. In Griechenland, wo der Oktopus zur Nationalküche gehört, sind Kommentatoren unterschiedlicher Ansicht über den Verzehr des komplexen Meeresbewohners.
Selektive Sensibilität trieft nur so von Narzissmus
Der Kolumnist Giannis Kibouropoulos versteht die Vorbehalte von Tierschutzorganisationen nicht, wie er in Efimerida ton Syntakton schreibt:
„Warum geben die außergewöhnlichen Hinweise auf die Intelligenz der Kraken, die sie in Millionen von Jahren erworben haben, ihnen mehr Rechte als den Kakerlaken, die wir nicht essen, oder den Hühnern, die wir in Hülle und Fülle essen...? ... Die selektive Sensibilität für den intelligenten Oktopus spiegelt den tiefsten Narzissmus unserer Spezies wider. Nachdem wir die Schwelle der Ausplünderung der Natur, die Jahrtausende lang unsere einzige Existenzgrundlage war, längst überschritten haben, haben wir begonnen, die Natur neu zu bewerten, allerdings mit übertriebenem Anthropomorphismus, mit einem ausschließlich menschlichen Maßstab.“
Umgang mit Tieren allgemein überdenken
Der Mathematiker und Schriftsteller Thanasis Kopadis kritisiert im Webportal Alfavita die unehrliche Debatte:
„Die jüngste Aufregung um den Oktopus scheint ein wenig heuchlerisch zu sein, wenn man bedenkt, wie wir Tiere im Allgemeinen behandeln, ob sie nun Teil unserer Nahrungskette sind oder nicht. In jedem Fall ist der Oktopus ein erstaunliches Tier, das in der Biomimetik und Robotik eingesetzt wird. Es hat ein mathematisches Design, da die Geschicklichkeit und Eleganz seiner Bewegungen zum Teil auf die radiale Symmetrie seiner Gliedmaßen zurückzuführen ist, da seine Fangarme symmetrisch um sein Maul herum verlaufen, wie die Strahlen eines Kreises.“