Frankreich: Wirbel um Go-Kart-Rennen in Gefängnis
Ein Video aus dem Gefängnis Fresnes südlich von Paris sorgt in Frankreich für Aufregung: Es zeigt Häftlinge, die gegen Justizbeamte in einem Go-Kart-Rennen und anderen Spielen antreten. Die einer Reality-TV-Show nachempfundene Veranstaltung einer Produktionsfirma hat eine politische Debatte darüber ausgelöst, wie viel Spaß Häftlinge haben dürfen.
Öffentliche Autorität schwindet
Für Le Figaro ist der Fall Teil einer besorgniserregenden Entwicklung:
„Bei diesem Mickey-Mouse-Club für Zuhälter war auch ein Vergewaltiger dabei und vielleicht noch ganz andere Typen, das macht die Demütigung umso größer. An dieser Stelle sei daran erinnert, dass die Verwaltungsbehörde diesen Gefängnis-Strand genehmigt hat und dass die Kommunikationsabteilung des Ministeriums das Video freigegeben hat. Hinter den Mauern von Fresnes geht es drunter und drüber, aber was der Fall in Wirklichkeit zeigt, ist ein diffuser, aber konstanter Zerfall der Macht der Behörden.“
Skandalös sind die Haftbedingungen
Wer sich über das Video empört, verkennt den eigentlichen Skandal, empört sich Gerichtsreporterin und staatliche Generalkontrolleurin für die Gefägnisse Dominique Simonnot in Le Monde:
„Wissen diese bigotten Schlauköpfe in ihrer Bösgläubigkeit etwa nicht, dass viele der Häftlinge auf ihren einzigen täglichen Spaziergang verzichten und ihre Mitinsassen allein gehen lassen, damit sie auf die Toilette eilen können, um dort endlich ihre Ruhe zu haben? Wissen sie etwa nicht, dass 1.860 Häftlinge auf Matratzen auf dem Boden schlafen und ihre Nasen mit Toilettenpapier zustopfen müssen, damit sie kein Ungeziefer einatmen? Wissen sie etwa nicht, dass die Gefangenen monatelang auf einen Arzt oder Psychiater warten müssen?“