Großbritannien: Labour im Aufwind?
Das angekündigte Wirtschaftspaket der konservativen Regierung mit Steuersenkungen für Reiche und der Absturz des englischen Pfunds haben der Labour-Partei Aufwind gegeben. In Umfragen liegt sie nun um 17 Prozentpunkte vor den Tories. Beim jährlichen Parteikonvent zeigte sich Labour-Chef Keir Starmer siegessicher. Die Presse ist zwiegespalten.
Starmer ist auf dem richtigen Weg
Der Labour-Chef nimmt endlich Format an, glaubt The Times:
„Um regierende Partei zu werden, reicht es aber nicht, die extreme Linke zu verjagen, sondern man muss auch bereit sein, radikal nachzudenken: über eine Reform des NHS [Nationaler Gesundheitsdienst], die effektivere Lenkung der Sozialausgaben und die Änderung eines ungerechten Steuersystems. Sir Keir Starmer begeistert die Wähler keineswegs so, wie es einst Sir Tony Blair nach einer langen Regierungszeit der Tories tat. Aber er hat Labour wieder zu einem ernsthaften Regierungsanwärter gemacht. Er sollte sich nun darauf konzentrieren, seinen Ruf von Kompetenz, Anstand und Liebe zum politischen Detail aufrechtzuerhalten. Anders kann Labour das Vertrauen der Wähler nicht gewinnen.“
Nichts Neues von links
Die Partei hat sich unter Keir Starmer nicht verändert, findet The Daily Telegraph:
„Labour bleibt eine Partei, die der Schöpfung von Wohlstand misstrauisch gegenübersteht, neidisch auf die Reichen ist und immer noch bereitwillig glaubt, dass wirtschaftliche Bereiche in den Händen des Staates besser aufgehoben sind. Das Unangenehme des Klassenkämpfers lauert direkt unter der Oberfläche. ... Die Rede [von Starmer] war voller Dinge, die Labour-Delegierte gerne hören, wie Versprechen zu öffentlichen Mehrausgaben, aber enthielt sehr wenig zu den Reformen, die nötig sind, um die unproduktive und festgefahrene Wirtschaft wieder in Gang zu bekommen.“