Portugal: Missbrauchsvorwürfe gegen Geistliche
Die katholische Kirche steht in Portugal massiv in der Kritik: Über 400 Vorwürfe sexuellen Missbrauchs sind bei einer unabhängigen Kommission eingegangen, die mögliche Verbrechen an die Staatsanwaltschaft weiterleiten wird. Führende portugiesische Bischöfe haben von den Straftaten offenbar jahrelang gewusst, sich aber bisher zu keiner Schuld bekannt. Empörung in der Landespresse.
Das Problem sind die Komplizen
In Público wirft die Publizistin Maria João Marques den führenden Geistlichen Mittäterschaft vor:
„Was sind das für minderwertige Leute im portugiesischen Klerus? Das Problem waren nicht nur die Missbrauchstäter. Es waren auch die Komplizen, damals wie heute. Diejenigen, die nicht anprangerten, diejenigen, die relativierten, diejenigen, die wegschauten, diejenigen, die die Täter einfach an andere Orte versetzten, wo der Missbrauch weiterging, diejenigen, die die Schwere des Missbrauchs herunterspielten, diejenigen, die die Folgen für die Opfer missachteten. Wie können wir eine Institution akzeptieren, die angeblich eine Botschaft der Vergebung und der Liebe verkündet, aber letztlich kein Mitgefühl für das Leiden missbrauchter Kinder und Jugendlicher hat?“
Kirche droht an eigener Fäulnis zu ersticken
Die Geduld der Gläubigen ist endlich, warnt Jornal de Notícias:
„Es ist erstaunlich, nach so vielen Horrorgeschichten die lahmen Ausreden zu hören, mit denen einige unserer Bischöfe auf den Vorwurf der Vertuschung reagieren. ... Die Kirche darf beim Thema sexueller Missbrauch keine Sekunde mehr zögern. Für die Verteidigung der Opfer, immer und vor allem. Und aus Respekt vor denen, die weiterhin an ihre Arbeit glauben und darauf vertrauen. ... Vom sozialen Sektor bis hin zum Freiwilligensektor ist die Kirche in allen Teilen des Landes vertreten. Sie berührt Millionen von Menschen. Entweder gelingt es ihr, sich selbst zu läutern und die Spreu vom Weizen zu trennen, oder sie wird an ihrer eigenen Fäulnis ersticken. “