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  Missbrauch in der katholischen Kirche

  19 Debatten

Einen Monat lang haben 360 Bischöfe und andere Katholiken in der Weltsynode über die Zukunft ihrer Kirche beraten. Umstritten war insbesondere, inwieweit sich die katholische Kirche demokratisieren und für Frauen in offiziellen Ämtern öffnen solle. Kommentatoren debattieren, ob das Abschlussdokument ein Hoffnungsschimmer oder Rückschlag für Reformen ist.

Seit den 1950er-Jahren gab es in der Schweiz mindestens 1.002 Fälle von sexuellen Übergriffen in der katholischen Kirche. Das geht aus der Studie eines unabhängigen Forschungsteams der Universität Zürich hervor. Die Historiker durften erstmals geheime Akten aus kirchlichen Archiven einsehen. Was muss getan werden, um dem Missbrauch einen Riegel vorzuschieben?

Ein gutes Jahr nach ihrer Einsetzung hat die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt in der katholischen Kirche in Portugal ihren Abschlussbericht vorgelegt. In einem Zeitraum von über 70 Jahren sollen demnach mindestens 5.000 Kinder missbraucht worden sein. Die Medien in Portugal diskutieren über die Konsequenzen für die Kirche.

Die katholische Kirche steht in Portugal massiv in der Kritik: Über 400 Vorwürfe sexuellen Missbrauchs sind bei einer unabhängigen Kommission eingegangen, die mögliche Verbrechen an die Staatsanwaltschaft weiterleiten wird. Führende portugiesische Bischöfe haben von den Straftaten offenbar jahrelang gewusst, sich aber bisher zu keiner Schuld bekannt. Empörung in der Landespresse.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat nach längerem Schweigen auf das ihn belastende Gutachten zu Fällen sexualisierter Gewalt gegen Kinder im Erzbistum München und Freising reagiert. In einem Brief bittet er die Opfer um Verzeihung. Gleichzeitig weist er die Vertuschungsvorwürfe gegen sich entschieden zurück. Pressestimmen sind uneins: Ist das nun eine aufrechte Entschuldigung oder realitätsfern?

Vier Jahre nachdem die Zeitung El País dem Papst und dem Vorsitzenden der spanischen Bischofskonferenz ein Dossier mit 251 unveröffentlichten Fällen von sexualisierter Gewalt gegen Kinder durch Mitarbeiter der Kirche übergeben hatte, soll es eine parlamentarische Untersuchungskommission geben. Die Abgeordnetenkammer stimmte einer entsprechenden Petition zu. Die Landespresse spiegelt eine bewegte Debatte wider.

Ein neues, 1.900 Seiten dickes Gutachten zu Missbrauchsfällen im katholischen Erzbistum München und Freising belastet den emeritierten Papst Benedikt XVI. schwer. Benedikt, der von 1977 bis 1982 Erzbischof von München war, soll in vier Fällen nichts gegen Geistliche unternommen haben, denen sexueller Missbrauch von Minderjährigen vorgeworfen wurde. Er weist alle Vorwürfe zurück.

Die französische Bischofskonferenz hat auf ihrer Herbstvollversammlung im Wallfahrtsort Lourdes die Gründung einer Einrichtung zur Anerkennung der Opfer von Misshandlung und sexualisierter Gewalt durch Geistliche beschlossen. Im Rahmen dessen will die Kirche die Betroffenen auch über einen Fonds entschädigen und dafür Immobilien verkaufen. Kommentatoren sind beeindruckt.

Etwa 330.000 Kinder sind in den vergangenen 70 Jahren Opfer sexualisierter Gewalt in Frankreichs katholischer Kirche geworden. Das ist das Ergebnis einer unabhängigen Untersuchungskommission nach zweieinhalb Jahren Arbeit. Welche Veränderungen aus der Erschütterung folgen müssen, diskutieren Europas Medien.

Papst Franziskus hat das "päpstliche Geheimnis" im Fall von Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche abgeschafft. Die Verschwiegenheitsregel galt für Täter und Opfer gleichermaßen. Damit können ab sofort Aussagen in Kirchenprozessen auch an zivile Behörden weitergegeben werden. Europas Presse lobt die Maßnahme als wichtigen Schritt und diskutiert die weiterreichenden Folgen.

Joseph Ratzinger hat in einem Schreiben die Ideologie der 68er-Bewegung und staatlichen Sexualkundeunterricht für sexuellen Missbrauch verantwortlich gemacht. In der Amtszeit des emeritierten Papst Benedikt war bekannt geworden, dass weltweit massenweise Kinder von Geistlichen missbraucht worden waren. Warum äußert er sich jetzt zu diesem Thema?

Zum Abschluss des viertägigen Krisengipfels im Vatikan hat Papst Franziskus ein Ende der Vertuschung angemahnt und mit harten Worten den sexuellen Missbrauch von Kindern durch Geistliche angeprangert. Opferverbände zeigten sich von der Konferenz von fast 200 Geistlichen enttäuscht. Wie unterschiedlich das historische Treffen aufgenommen wird, zeigt auch der Blick in die Kommentarspalten.

Eine von der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegebene und am Dienstag veröffentlichte Studie vermittelt einen Eindruck vom Ausmaß sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche in Deutschland. Mindestens 1670 Geistliche sollen sich zwischen 1946 und 2014 an Kindern und Jugendlichen vergangen haben. Kommentatoren skizzieren, wie die Kirche nun aufklären und aufarbeiten muss.

Papst Franziskus hat vor seiner Irland-Reise eine "Null-Toleranz-Haltung" gegenüber sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche gefordert. In einem Brief an alle Gläubigen bezeichnete er diesen als Verbrechen, forderte Aufklärung und prangerte eine "anomale Verständnisweise von Autorität in der Kirche" an. Werden die Worte des Kirchenoberhaupts etwas ändern?

In Polen ist am Wochenende der umstrittene Film Kler in den Kinos angelaufen. Darin geht es um Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche und die Verstrickungen von Kirche und Politik. Einige Kleinstädte wollen den Film laut Medienberichten nicht in ihren Kinos zeigen, die Regierungspartei PiS kritisiert ihn scharf. Woher rührt diese Kritik und ist sie gerechtfertigt?

Erzbischof Carlo Maria Viganò hat Papst Franziskus in einem Brief vorgeworfen, Missbrauchsvorwürfe gegen den Washingtoner Erzbischof McCarrick vertuscht zu haben, um die "Schwulen-Lobby" im Vatikan zu schützen. Zuvor hatte der Papst Missbrauchsfälle in der Kirche scharf verurteilt. Die Kritik an Papst und Kirche sollte nicht zu weit gehen, mahnen Kommentatoren.

Papst Franziskus hat bei seinem Besuch in Irland am Wochenende Misshandlungen und Missbrauch von Kindern und Frauen durch katholische Geistliche verurteilt. Vielen Opfern ging die Bitte um Vergebung jedoch nicht weit genug. Kommentatoren bestehen auf umfassende Aufklärung und fordern, dass sich die Kirche an die Spitze eines gesellschaftlichen Wandels stellt.

Auf dem Gelände des bis 1961 von der katholischen Kirche betriebenen Mutter-Kind-Heims im irischen Tuam haben Ermittler die Gebeine von fast 800 Föten, Babys und Kleinkindern gefunden. Ledige Schwangere kamen in Irland bis in die 1990er Jahre in solchen Einrichtungen unter und mussten oft Zwangsarbeiten durchführen. Die Kindersterblichkeit war Medien zufolge unverhältnismäßig hoch. Wie müssen Kirche, Staat und Gesellschaft mit dem Fall umgehen?