Bulgarien: Proteste gegen Gewalt an Frauen
In Bulgarien haben tausende Menschen im ganzen Land gegen Gewalt an Frauen protestiert. Auslöser der Demonstrationen waren ein brutaler Angriff auf eine 18-jährige und das milde Urteil dazu. Die Frau war von ihrem Ex-Partner grausam misshandelt worden. Ein Gericht stufte die Tat als "leichte Körperverletzung" ein und ließ den Mann frei.
Die Institutionen ignorieren das Problem
Dieser Fall hat einen tiefgreifenden gesellschaftlichen und politischen Missstand in Bulgarien aufgedeckt, kommentiert der bulgarische Dienst der Deutschen Welle:
„Die Institutionen - Polizei, Staatsanwälte, Gerichte, Kirche, Gesetzgeber, Medien - sind gegenüber Gewalt in intimen Beziehungen gleichgültig. Die sich häufenden Fälle von Frauen und Männern, die aus sexuellen Gründen missbraucht und sogar getötet wurden, werden systematisch als sekundäres Problem betrachtet, als 'leichte Körperverletzung' im wahren und im übertragenen Sinn.“
Es kommt etwas in Bewegung
Die heftige Reaktion der Gesellschaft hat die zuständigen staatlichen Institutionen endlich aus ihrem Dornröschenschlaf gerissen, schreibt Kapital:
„Polizei und Staatsanwaltschaft haben die Wut der Bürger endlich erkannt, die Richter, die den mutmaßlichen Täter freigesprochen hatten, gaben eine Pressekonferenz, das Krankenhaus stellte den Gerichtsmediziner, der das Gutachten über die Verletzungen erstellt hatte, bis zur Klärung des Falls frei, und der Gesetzgeber hat Änderungen des Strafgesetzbuchs und des Gesetzes zum Schutz vor häuslicher Gewalt eingeleitet. Diese Reaktionen - auch wenn erst aus dieser Situation entstanden - werden die Unzufriedenheit der Bürger etwas besänftigen.“