Kate Middleton: Sind die Medien zu weit gegangen?
Prinzessin Kate, beliebtestes Mitglied des britischen Königshauses, hatte sich bisher auch durch ihre PR in den sozialen Medien einen Namen gemacht. Nach einer Bauch-OP im Januar hörte und sah man kaum noch von ihr. Wilde Spekulationen um ihren Zustand verbreiteten sich und nahmen noch zu, nachdem sie Anfang März ein manipuliertes Foto veröffentlichen ließ. Nun gab Kate bekannt, dass sie an Krebs leidet.
Wir sind jetzt alle Paparazzi
Es geht längst nicht mehr nur um Übergriffe der Yellow Press, betont Irish Examiner:
„Vor 30 Jahren, auf dem Höhepunkt der Hetze, die letztlich zum Tod der früheren Prinzessin von Wales in einem Pariser Tunnel führte, warnte die britische Medienaufsicht vor den Gefahren durch Journalisten, die 'in den Seelen anderer Menschen herumstochern.' ... Seitdem sind wir durch die Allgegenwart von Handykameras und Internet zu einer noch aufdringlicheren Gesellschaft geworden. Wir überlegen uns vielleicht zweimal, ob wir Bilder von Verwandten posten, holen aber keine Erlaubnis ein, um die Bilder anderer zu verwerten. In diesem Fall wurde die Aufregung um Kates 'Verschwinden' auch von normalen Bürgern in den sozialen Medien angeheizt. ... Wir sind jetzt alle Paparazzi.“
Kein Ruhmesblatt für den Journalismus
Visão zeigt sich selbstkritisch:
„In den sozialen Netzwerken wurden tagelang virale Inhalte produziert, die von den Mainstream-Medien nicht hätten beachtet werden dürfen. Aber wir haben es getan. Plötzlich sind es nicht mehr nur die Boulevardblätter, die das Leben von Prominenten ausschlachten, sondern alle Medien haben das Gefühl, dass sie zumindest irgendwie Bezug darauf nehmen müssen, um den Clickbait-Zug nicht zu verpassen. Das Problem: Allzu oft vergessen wir, dass hinter dem Bedarf an Publikum im Internet echte Menschen mit echten Leben und echten Problemen stehen. ... Wann haben wir alle als Gesellschaft den Grundgedanken des Respekts und der Achtung der Privatsphäre verloren?“
Erzwungener Tauschhandel
Einblick gegen Ruhe – zu diesem Tauschhandel wurde Kate genötigt, so The Times:
„Die königliche Familie hatte ein Abkommen mit der Öffentlichkeit: Wir zahlen für sie und im Gegenzug schenkt sie uns ihre Präsenz. Nahezu alle ihre offiziellen Aufgaben funktionieren so: Sie zeigen sich, treten bei einer bestimmten Anzahl von Veranstaltungen auf – sei es die Eröffnung des Parlaments oder eines Freizeitzentrums. Aber nun hat der Online-Mob aufbegehrt. Er will mehr als nur an der Oberfläche kratzen, sondern der königlichen Familie unter die Haut gehen. ... Die 'Fans' sind zu einem invasiven Virus geworden. Man sagt, die königliche Familie lebe in einem goldenen Käfig. Das neue Modell versteht die Royals aber eher als Laborratten.“
Krise des gesunden Menschenverstands
Die Ereignisse haben die Grenze zur Belästigung überschritten, meint hvg:
„Vielleicht haben diejenigen, die den Vorfall kommentiert haben, gar nicht die traurige Ironie bemerkt, dass eine dreifache Mutter, die sich noch immer von einer schweren Operation erholt, wegen eines Muttertagsfotos ins Visier genommen wurde. Man hat versucht, sie durch ein Verhalten, das an Bullying und Belästigung grenzte und sogar die Grenzen dessen überschritten hat, zu einer Reaktion zu zwingen. ... Kommentatoren sprechen von einer Krise des Königshauses, aber in Wirklichkeit ist dies eine Krise der Öffentlichkeit und des gesunden Menschenverstands.“