Keine Ferienwohnungen mehr: Vorbild Barcelona?
Barcelonas Bürgermeister Jaume Collboni hat angekündigt, alle Lizenzen für Touristenwohnungen innerhalb von fünf Jahren auslaufen zu lassen. Damit will er die Wohnungsnot in der Stadt mildern und die Verschlechterung der Lebensqualität in den Wohnvierteln stoppen. Die Reaktion in Europas Presse zeigt, dass das Thema Übertourismus viele beschäftigt.
Beschränkungen nützen wenig ohne Kontrollen
El Mundo ist skeptisch:
„Das Verbot von Touristenwohnungen ist riskant. Praktische Resultate sind ungewiss, wie die Erfahrungen in New York zeigen, wo die [Wohnungs-]Preise weiter gestiegen sind und sich das Angebot in die umliegenden Städte verlagert hat. ... Mit einem Anteil von rund 13 Prozent am BIP ist der Tourismus einer der großen wirtschaftlichen Trümpfe Spaniens. Deshalb müssen klare Regelungen geschaffen werden, damit die Branche nicht gebremst wird und Nachhaltigkeit und Qualität garantiert bleiben. ... Beschränkungen nützen wenig, wenn sie nicht von Kontrollen begleitet werden und illegal angebotene Wohnungen ausfindig gemacht werden. Sie könnten sogar kontraproduktiv sein, wenn der Schwarzmarkt nicht kontrolliert wird.“
Geisterstädte und Wildwuchs
Auch in Großbritannien wäre eine Regelung wünschenswert, findet The Independent:
„Fragen Sie einfach die Bewohner der schönsten Küstendörfer Großbritanniens – wenn Sie denn welche finden. Außerhalb der Saison ist es in Orten wie Robin Hood's Bay in North Yorkshire, Whitstable in Kent und Mousehole in Cornwall oft stockdunkel. Niemand ist zu Hause, weil es sich kaum jemand leisten kann, dort zu wohnen. ... Diese Orte werden so zu Geisterstädten. In London beschuldigen kaputtgesparte Bezirksverwaltungen Buchungsplattformen, nicht genug dagegen zu tun, dass kommunale Wohnungen illegal und mit großem Gewinn an Touristen untervermietet werden – zu einer Zeit, in der Tausende von Menschen auf Wartelisten für eine dauerhafte Wohnung stehen.“
Investoren zu bezahlbaren Unterkünften verpflichten
Kathimerini fordert Maßnahmen auch in griechischen Destinationen:
„Wenn der griechische Staat einem großen Tourismusunternehmen eine Betriebsgenehmigung erteilt, um in einem relativ kleinen Ort zu bauen, sollte er die Investoren dann nicht verpflichten, Unterkünfte für ihr Personal bereitzustellen? Oder ihnen gestatten, Ein- oder Zwei-Sterne-Hotels zu bauen, in denen die Mitarbeiter untergebracht werden können, d. h. monatsweise Vermietungen erlauben, was derzeit verboten ist? Auf diese Weise würden wir diese schockierenden Geschichten über Luxushotels vermeiden, die ihre Mitarbeiter unter miserablen Bedingungen unterbringen, und wir würden sowohl die lokalen Gemeinschaften als auch den Zugang zu diesen Reisezielen für Menschen schützen, die es sich nicht leisten können, exorbitante Summen für ein Zimmer zu bezahlen. “
Den Ansturm der Massen bremsen
Wenn sich die derzeitige Entwicklung fortsetzt, wird das Reisen bald für niemanden mehr eine Freude sein, meint Expressen:
„Wir Touristen werden langsam so viele, dass wir, statt die Fontana di Trevi, die Mona Lisa oder was auch immer zu betrachten, nur noch ein Meer aus lauter anderen Touristen sehen. ... Nicht einmal den Mount Everest gibt es mehr. Statt den Berg zu besteigen, stehen die Leute buchstäblich bis zum Gipfel an. Mit ihren Handys im Anschlag natürlich. Ein Hoch auf die Bewegung des Widerstands! Dem Massentourismus muss entgegengetreten werden, er muss schwieriger und teurer werden und es braucht weitaus mehr Fotografie-Verbote. Wer die Wirklichkeit nur mit seinem Handy aufnehmen kann, der kann auch zu Hause bleiben und googeln.“