Tourismus in Griechenland: Zu viel des Guten?
Der große Touristenandrang birgt verschiedene Herausforderungen für Griechenlands Gesellschaft: hohe Mieten, Verdrängung traditioneller Geschäfte, Verschwinden von sensiblen Biotopen. Die Nachfrage nach Urlaub scheint unbegrenzt und der Tourismus ist ein zentraler Wirtschaftsfaktor. Doch wie sehr darf er lokale Strukturen verändern? Ein Blick in die Presse legt nahe, dass der Kipppunkt erreicht ist.
Einzigartigen Charakter Athens bewahren
Die Auswirkungen des Tourismus bereiten Kathimerini Sorgen:
„Wie lässt sich eine Homogenisierung vermeiden, die das Besondere der Stadt zunichtemacht? Wie können wir sicherstellen, dass sich das Phänomen von Barcelona nicht wiederholt und dass junge Menschen und Familien in den Vierteln von Athen leben können? Wie werden wir das Verkehrsproblem in den Griff bekommen, das sich dramatisch verschärft? All dies erfordert Voraussicht, Untersuchung, Planung und rechtzeitige Verhinderung. Wir haben eine Wette gewonnen. Die Stadt ist zum Leben erwacht, als alle dachten, sie sei ein Zombie. Die nächste Wette besteht darin, sie von nun an mit Augenmaß und Planung zu verändern.“
Vom Paradies zur Hölle
Das Webportal Cyclades Open zeigt die Schattenseiten des Tourismus auf:
„Die Umweltressourcen stehen unter Druck, die Bewohner beklagen einen Verlust an Lebensqualität und der Immobilienmarkt droht Landschaft und Schönheit von Reisezielen zu verschandeln. ... Inselbewohner (Lehrer, Studenten, Gelegenheitsarbeiter) werden durch Airbnb gezwungen, ihre Wohnungen zu verlassen. Diejenigen, die bleiben, geben ihre Spaziergänge im Zentrum auf und warten darauf, dass sich die Insel wieder leert, um ihren Wohnsitz wieder genießen zu können. Es scheint, dass der Tourismus oberhalb einer Wachstumsschwelle die Lebensqualität der Einheimischen nicht verbessert, sondern verschlechtert und das Reiseziel von einem Paradies in eine Hölle verwandelt.“
Gefährliche Abhängigkeit
Der Massentourismus raubt den griechischen Reisezielen ihren einmaligen Charakter, klagt der auf Korfu lebende Schriftsteller Richard Pine in The Irish Times:
„Eine aktuelle Studie warnt davor, dass Athen den Sättigungspunkt erreicht hat - wegen der explosionsartigen Zunahme der Airbnb-Verfügbarkeit, die in den vergangenen sieben Jahren um 500 Prozent gestiegen ist. ... Man sagt uns, dass 20 Prozent der griechischen Arbeitskräfte im Tourismus beschäftigt sind, aber in Hotspots wie Korfu, Mykonos und Santorini sind fast alle - von der Oma bis zum Kleinkind - in irgendeinem Aspekt des Tourismus tätig. ... Ohne den Tourismus, der mehr als 25 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt, wäre Griechenland wirtschaftlich am Ende. Mit dem Tourismus droht ihm der soziale und kulturelle Tod.“