Wozu nutzt Elon Musk seine Macht?

Der US-Unternehmer Elon Musk ist als Chef des sozialen Netzwerkes X und Multimilliardär einer der einflussreichsten Menschen der Welt. Er unterstützt den Wahlkampf von Ex-Präsident Donald Trump, provoziert mit politischen Statements und legt die Freiheit der Meinungsäußerung auf X ausgesprochen weit aus: für europäische Kommentatoren lauter Anlässe, seine Machtfülle kritisch unter die Lupe zu nehmen.

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Jornal de Notícias (PT) /

Sein Einfluss ist beunruhigend

Musk nutzt seine enorme Macht auf zweifelhafte Art und Weise, meint Jornal de Notícias:

„Musk ist heute weit mehr als ein Milliardär. Er ist einer der mächtigsten Menschen der Welt. Und da er kein Politiker ist, verfügt er über eine schier unendliche Fähigkeit, das Denken anderer und den Lauf der Dinge zu beeinflussen. ... Aus dem Musketier der Meinungsfreiheit ist ein vielseitiger Influencer geworden. Er wird für seine Exzentrik geduldet und hat die Regeln des gesunden Menschenverstands ausgehebelt, indem er die Gunst der regulierenden Gesetze und die Ignoranz einer Followerarmee, die von der Tastatur aus feuert, ausnutzt. Bisher hat er die ersten Schlachten des Krieges gewonnen.“

Ouest-France (FR) /

Verantwortungslosigkeit als Geschäftsmodell

Ouest-France ärgert sich über X-Chef Musk:

„Er erlaubte sich zu twittern, dass 'Bürgerkrieg' in Großbritannien 'unvermeidlich' sei und provozierte so einen Appell an sein Verantwortungsbewusstsein von der neuen britischen Labour-Regierung, die seit weniger als einem Monat an der Macht ist. ... Der gewählte Zeitpunkt scheint alles andere als politisch unbedeutend zu sein. Verantwortungsbewusstsein ist allerdings genau das, was den sozialen Netzwerken am meisten fehlt. Herr Musk versteckt sich gerne hinter einer pseudo-heiligen 'Redefreiheit', um alles und jedes sagen zu können. ... Dies ist die moralische Achillesferse der Internetgiganten und auch der Grund für ihre gigantischen Gewinne. Verantwortungslosigkeit ist ihr Geschäftsmodell.“

The Spectator (GB) /

Verteidiger der Redefreiheit

Musks selbstproklamierten Kreuzzug gegen die Zensur durch die politische Korrektheit unterstützt Kolumnist Ed West in The Spectator:

„Ich stimme Musk zu, dass die britischen Gesetze zur Redefreiheit besorgniserregend sind, auch wenn Vergleiche mit der Sowjetunion dümmlich sind. In der UdSSR wurden 200.000 Menschen eingesperrt, nur weil sie Witze erzählt hatten. Großbritannien leidet noch stärker unter den Auswüchsen des in den USA vorangetriebenen Progressivismus, weil uns etwas fehlt, was dem ersten Zusatzartikel der dortigen Verfassung entspricht. Das bedeutet, dass Menschen hier regelmäßig verhaftet und strafrechtlich verfolgt werden, nur weil sie Dinge sagen oder posten.“

La Vanguardia (ES) /

Destabilisierender Maga-Unterstützer

Für La Vanguardia ist Musk gefährlich:

„Präsident Biden hat bekräftigt, dass Trump im Falle seines Wahlsiegs eine echte Gefahr für die Sicherheit der USA darstellen würde. Mit Musks bedingungsloser Unterstützung und aktiver Beteiligung an der Kampagne vervielfacht sich diese Gefahr. ... Musk hat zugelassen, dass X zu einer Brutstätte des Hasses, der rechtsextremen Propaganda und der Desinformation geworden ist. ... Darüber hinaus hat er sich der Maga-Bewegung (Make America Great Again) angeschlossen, die die Theorie einer Massenverdrängung der Bevölkerung und der Notwendigkeit von Massendeportationen [von Immigranten] nährt, um das 'Aussterben der Zivilisation' zu verhindern. ... Er hat auch mit KI erstellte Fake-Videos von Kamala Harris verbreitet und sie beschuldigt, einen 'Holocaust' auslösen zu wollen.“

La Stampa (IT) /

Gefährlicher High-Tech-Oligarch

La Stampa warnt:

„Der Eigentümer des meist genutzten sozialen Netzwerks für Debatten und Nachrichten hat es mit Fake News, Extremismus und Verschwörungen gefüllt, zum Teil von ihm selbst geschrieben, zum Teil von ihm weitergeleitet. Er unterstützt Trump und hat ihn in der Nacht interviewt. Er will die amerikanischen Wahlen beeinflussen. Und wenn er von Wahlen enttäuscht ist, ist Hetze seine Stärke. Nicht nur im Fall der Unschuld/Leugnung in Bezug auf den Angriff auf den Capitol Hill am 6. Januar. Er hat den ehemaligen Kurznachrichtendienst Twitter zu einer 'Online-Heimat' für Rechtsextremisten gemacht und dazu beigetragen, die Unruhen der letzten Tage in Großbritannien auszulösen.“