Ein Kreuz für die Budapester Freiheitsstatue?
Die ungarische Regierung will der Freiheitsstatue auf der Spitze des Gellértbergs in Budapest ein großes Kreuz hinzufügen. Es soll auf dem Sockel der Statue platziert werden. Die Freiheitsstatue ist eines der wichtigsten Wahrzeichen der ungarischen Hauptstadt und von fast jedem Punkt der Stadt aus sichtbar. Die Sicht der Kommentatoren auf den aktuellen Vorschlag ist sehr verschieden.
Das Christentum als inhaltsleerer Slogan
Das Orbán-Regime will sich das Symbol von Budapest zu eigen machen, meint Népszava:
„Man sollte bedenken, dass die Statue eine altertümliche, römische mythologische (und daher heidnische) Figur verkörpert. ... Es wäre eine Beleidigung gegenüber dem christlichen Glauben selbst, ein Kreuz zu ihren Füßen – unter ihr – zu platzieren. Aber irgendjemand hat sich wohl gedacht, dass dem heute herrschenden politischen Regime – das die Verteidigung des Christentums als ideologischen Slogan und als politisches Geschäft betrachtet und vor sich her trägt – ein Kreuz gelegen kommen könnte, auch ohne inhaltliche Botschaft. Oder vielleicht ist die Botschaft: Auch das gehört jetzt uns.“
Das richtige Symbol am richtigen Ort
Für die regierungsnahe Mandiner steht das Kreuz für mehr als eine Religion:
„Aufgrund der tausendjährigen Geschichte des Christentums im Karpatenbecken käme kein anderes Symbol über der Hauptstadt in Frage. ... Es ist nicht nur ein religiöses, sondern auch ein staatliches Symbol. Es ist unter anderem in den Flaggen aller skandinavischen Länder zu finden. Es ist ein altes Spiel der Atheisten, jedes Mal aufzumucken, wenn sie glauben, dass das Christentum irgendwo an Boden gewinnt. Obwohl das Zeichen des Kreuzes für das Universum steht. Es gilt für alle, denn das Christentum ist nicht nur eine Kultur, sondern eine Erklärung der Welt: ihres Ursprungs, ihres Sinns, des Lebens, des Menschen.“
Weitere Konflikte unerwünscht
Die ungarische Gesellschaft ist schon gespalten genug, meint der Jesuitenmönch und katholische Priester József Hofher in Szemlélek:
„Ich habe den Eindruck, dass die Bürger bereits müde genug sind. Sie wollen nicht in einen weiteren Konflikt verwickelt werden. ... Kriege und Konflikte können auch ohne Waffen ausgetragen werden. ... Ich zweifle nicht an den guten Absichten des Initiators dieser Idee. Was ich bedauere, ist, dass sie neue Streitigkeiten in der Gesellschaft generieren und die Spaltung nur verstärken wird.“