Schrecklich viele Formen der Gewalt gegen Frauen
Weltweit finden am heutigen Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen Proteste und Veranstaltungen statt. Kommentatorinnen in Europas Presse prangern die vielfältigen Formen und Strukturen an, in die diese Gewalt gegossen ist.
Ein Kampf für Freiheit, Gleichheit und Würde
In Le Monde bekräftigen 20 Präsidentinnen internationaler Parlamente ihren Kampf für Frauenrechte auf der Welt:
„Unsere parlamentarische Diplomatie muss mehr denn je eine Diplomatie für Frauen sein. ... Wir verpflichten uns, die Rechte der Frauen dort zu verteidigen, wo sie mit Füßen getreten und zerstört werden: natürlich in Afghanistan, aber auch im Iran und überall dort, wo sie durch Fanatismus und Obskurantismus bedroht sind. Und das auch in unseren eigenen Ländern, wo sich anti-feministische Bewegungen ausbreiten und wo die endgültige Beseitigung jeglicher Form von Gewalt gegen Frauen immer ein unerreichtes Ziel bleibt. Dieser Kampf für Gleichheit, für Würde und für Freiheit ist der Kampf aller Frauen. Es ist ein Kampf für unsere gemeinsame Menschlichkeit. Wir werden nie aufhören, ihn zu führen.“
Was alles nicht normal ist
Gegen die Gewöhnung an Gewalt im Alltag wettert Avvenire:
„Es ist nicht normal, dass ein Kollege seiner Schreibtischnachbarin einen Klapps auf den Hintern gibt oder vor anderen in einer Besprechung Witze über ihre Kleidung macht. Nein! Es ist nicht normal, dass ein Jugendlicher einen Tracker auf dem Handy seiner Freundin installiert oder ihre privaten Chats auf WhatsApp durchforstet. Es ist nicht normal, dass eine Frau, die von der Arbeit oder einem Abendessen zurückkommt, in den Hausflur verfolgt wird, oder dass ihr ein Ex-Freund unter dem Vorwand einer 'letzten Klärung' auflauert. Es ist vor allem nicht normal, dass all dies als normal angesehen wird. … Es ist, als ob eine Frau erst getötet, vergewaltigt oder geschlagen werden muss, damit man von Gewalt sprechen kann.“
Einbetoniert in ein sozioökonomisches Gefüge
Die komplexe Struktur der Gewalt betrachtet La Repubblica:
„Sie kann körperlich, sexuell, psychologisch oder wirtschaftlich sein. Sie geht über Territorien, soziale Klassen, Nationalitäten und Altersgruppen hinweg. Sie ist die Gewalt, mit der Männer ihren Willen zum Besitz und zur Vorherrschaft über Frauen ausüben. Und sie hängt nicht nur von den Männern ab, die sie ausüben, sondern auch vom wirtschaftlichen und sozialen Kontext, der sie in Eigendynamik über einen langen Zeitraum aufrechterhält, in dem die männliche Vorherrschaft artikuliert und stratifiziert und die Diskriminierung der Frauen nicht beseitigt wurde. Der sozioökonomische Kontext wird in erster Linie durch die Arbeit repräsentiert. Die Situation, dass die Hälfte der Frauen in unserem Land nicht erwerbstätig – und somit nicht wirtschaftlich unabhängig ist – ist ernst.“