Flugzeugabsturz in Südfrankreich
Einen Tag nach dem Absturz eines Airbus A320 auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf reisen Frankreichs Präsident François Hollande, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Spaniens Premier Mariano Rajoy zum Unglücksort in den französischen Alpen. Die Presse zeigt sich erschüttert von der Katastrophe und sieht Europa in Trauer vereint.
Europäische Familie vereint in Trauer
Nach dem Absturz trifft sich Präsident François Hollande am heutigen Mittwoch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy an der Absturzstelle. Europa findet in der Trauer zur Einheit, kommentiert die liberal-konservative Tageszeitung Corriere della Sera: "Eine gute Familie weiß, sich in der Trauer zu vereinen. Und die europäische Familie - von gewalttätigen Fanatikern von außen bedroht, intern von unverantwortlichen Populisten verunglimpft - zeigt in diesen Stunden, dass sie nicht mehr schlecht als recht standhält, sondern dass sie wirklich zusammensteht. Wir haben für einen Tag die Dinge vergessen, die uns trennen. Wir haben es verstanden, das zu sehen, was uns verbindet. Wie seinerzeit im Januar, nach den Pariser Attentaten. Wir lernen aus dem Schmerz."
Gedenken statt Spekulationen
Solange noch keine Klarheit über die Ursache des Flugzeugabsturzes besteht, kann man nichts anderes tun, als der Opfer zu gedenken, schreibt die katholische Tageszeitung La Croix: "Sollte sich herausstellen, dass die Katastrophe von Terroristen verursacht wurde, würde das Ereignis selbstverständlich eine außergewöhnliche Bedeutung bekommen. Doch am Dienstagabend waren wir noch im Unklaren. So konnte man nichts anderes tun, als den Opfern des Unfalls seine Gedanken zu widmen. An einem Frühlingsmorgen waren sie in Barcelona in ein Flugzeug nach Düsseldorf gestiegen. Eine banale Reise wie es täglich tausende gibt. Sie waren Deutsche, Spanier und Angehörige anderer Nationen. Den ersten Informationen zufolge waren zwei Babys an Board sowie 16 Jugendliche auf dem Rückweg von einer Schulreise. Seit Mittag sind es 150 Familien, deren Leben für immer erschüttert sind. Durch einen absurden Unfall an einem paradiesischen Fleckchen Erde."
Absturz erschüttert Vertrauen ins Fliegen
Ist Fliegen wirklich sicher, fragt man sich automatisch nach jedem Unglück wie dem des Airbusses der Germanwings, konstatiert die konservative Lidové noviny: "Es ist sicher, antworten kompetente Behörden und deren Zahlen. Global gesehen stimmt das auch. 1989 kam es zu 35 tragischen Unglücken, im vergangen Jahr nur zu elf. ... Der Durchschnittsmensch vergleicht Flugzeuge mit Autos. Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Autounfall zu sterben, ist 75 mal höher als die Möglichkeit, in den Trümmern eines Flugzeuges zu enden. Weshalb fürchten wir uns dennoch weniger, in ein Auto zu steigen? Nun, Zahlen haben eine Schwäche. Sie rechnen nicht mit der Psyche des Menschen, wie sie sich in zehntausenden Jahren in seinem Überlebenskampf herausgebildet hat. Und die sagt, dass ein Mensch im Auto mehr oder weniger Herr seines Schicksals ist. Anders als im Flugzeug. Diese Erfahrung schlägt jede Statistik."
Sicherheit von Billigairlines prüfen
Nach dem Absturz des Airbus A320 hofft die liberale Tageszeitung Savon Sanomat auf eine umfassende Aufklärung der Absturzursache: "Die Flugbedingungen am Absturzort waren offensichtlich normal. ... Hatte die Maschine ein technisches oder ein bauliches Problem? War es ein Terroranschlag? Warum flog die Maschine ungewöhnlich niedrig und zudem nicht auf der üblichen Route? ... Wenn es ein Problem gab, ist seine Aufklärung von großer Bedeutung, denn es kann so oder ähnlich auch bei anderen Airbus A320 auftreten. ... Außerdem müssen die Sicherheitspraktiken der Billigairline untersucht werden. Wenn Billig-Fliegen unsicher wird, werden viele Kunden vermutlich bereit sein, etwas mehr zu zahlen, wenn sie dafür eine größere Chance haben, sicher ans Ziel zu kommen."