Tennisspielerin Scharapowa gedopt
Die russische Tennisspielerin Maria Scharapowa ist bei den Australian Open im Januar positiv auf Meldonium getestet worden. Die Substanz wird unter anderem in Herzmedikamenten verwendet und steht seit Anfang des Jahres auf der Dopingliste der Wada. Für Kommentatoren wirft der Fall Scharapowa viele Fragen auf.
Scharapowa Opfer eines neuen Kalten Krieges
Die Entlarvung von Maria Scharapowa als Dopingsünderin war von langer Hand geplant und Teil eines neuen Kalten Kriegs, der auch auf der Bühne des internationalen Sports stattfindet, vermutet die konservative Tageszeitung Magyar Nemzet:
„Die Jagd auf Dopingsünder war niemals ein Kampf für die Reinheit des Spitzensports. Sie ist vielmehr ein Geflecht aus Interessen und geheimen Abkommen in einer scheinheiligen Welt. ... Indem Russland in der Außenpolitik, Militärtechnik, Wissenschaft und auch im Sport seine Macht demonstriert, hat das Land sich unweigerlich Feinde geschaffen. Durch seine Großmachtbestrebungen und seinen politischen wie militärischen Aktionismus (Krim-Halbinsel, Syrien) hat Russland einen Feldzug gegen sich selbst heraufbeschworen. ... Der Sport war schon zu Zeiten der Sowjetunion ein Kriegsschauplatz, und er ist es jetzt wieder geworden. ... Im Vorjahr fielen diesem Krieg mehrere russische Athleten zum Opfer. Nun hat es den größten Star der Russen, Scharapowa, getroffen.“
Lettland muss stolz auf Meldonium-Erfinder sein
Der lettische Biochemiker Ivars Kalviņš hat die Wada für die Einstufung des Stoffs als Dopingmittel kritisiert. Er hatte die Substanz Meldonium für das Medikament Mildronat entwickelt. Die liberale Tageszeitung Diena wünscht sich, dass Lettlands Regierung Kalviņš unterstützt:
„Mildronat und Lettland haben vergangene Woche vermutlich den Suchrekord bei Google erreicht. Und das Dank einer der größten Leistungen unserer Wissenschaftler und Pharmazeuten. ... Die Wada hat das wichtigste lettische Wissenschaftsinstitut nun angegriffen. Es klingt so, als ob Professor Kalviņš das Medikament in den geheimen sowjetischen Militärlabors mit der Absicht erfunden hat, Sportlern der ehemaligen Sowjetunion einen unfairen Sieg zu ermöglichen. ... Traurig, dass der lettische Staat schweigt. Noch vor kurzem posierten die höchsten Beamten zusammen mit dem Biochemiker Kalviņš vor den Kameras. ... Jetzt wäre Empörung über das Verbot von Meldonium angezeigt. Doch bisher hat dies nur der Biochemiker selbst und die Herstellerfirma zum Ausdruck gebracht.“
Unnötiges Risiko auf sich genommen
Warum hat Maria Scharapowa das seit Kurzem verbotene Meldonium nicht rechtzeitig abgesetzt?, fragt sich die liberale Tageszeitung Savon Sanomat:
„Im November hat die Antidopingagentur Wada das systematische Doping von Leichtathleten in Russland aufgedeckt, dessen Wurzeln bis zum Geheimdienst FSB reichen. Allerdings ist Tennis eine Sportart die Geschick erfordert und der Nutzen durch leistungssteigernde Mittel ist geringer als bei Sportarten, in denen es auf Ausdauer oder Geschwindigkeit ankommt. Daher ist Scharapowa ein enormes Risiko eingegangen, indem sie Meldonium eingenommen hat, nachdem es verboten worden war. Der mehrfachen Grand Slam-Siegerin drohen nun zu Recht sowohl ein Spielverbot als auch der Verlust von zig Millionen Euro Sponsorengeldern.“
Der Sumpf wird nicht trockengelegt
Schwerwiegende Konsequenzen muss Schaparowa nicht füchten, glaubt das Nachrichtenportal Ziare:
„Maria Scharapowa hat eingestanden, seit zehn Jahren Medikamente einzunehmen, die auf Meldonium basieren - auf Anraten ihres Arztes. Seit 2006 hat sie vier Grand-Slam-Titel geholt. … Hat sie die 'Leistungsexplosion' dieser Substanz zu verdanken? Auch wenn sie Meldonium aus medizinischen Gründen einnahm, hat dieses die Russin auf dem Spielfeld leistungsfähiger gemacht. Müssten da nicht ihre Erfolge des vergangenen Jahrzehnts annulliert werden? Schwer vorstellbar, dass es dazu kommt. … Viel eher wird man Scharapowa eine relativ kleine Strafe auferlegen, so dass sie ohne große Verluste ihre Karriere fortsetzen kann. Der Anti-Korruptionskampf im Tennis würde allerdings viel mehr Glaubwürdigkeit erhalten, wenn ein solch großer und berühmter 'Fisch' gefangen und bestraft würde.“