Streit über Moscheebau in Bukarest
In Rumäniens Hauptstadt Bukarest soll in den kommenden Jahren die größte Moschee des Landes entstehen. Der Staat stellt das Grundstück, finanziert werden soll der Bau von der türkischen Regierung. Doch in der Bevölkerung regt sich Widerstand. Rumäniens Presse bewertet den Deal.
Johannis lässt sich von Erdoğan veräppeln
Präsident Erdoğan hat seinen rumänischen Amtskollegen Johannis bei dessen Staatsbesuch in der Türkei elegant über den Tisch gezogen, meint die Tageszeitung România Liberă mit Blick auf den geplanten Moscheebau in Bukarest:
„Offenbar hat Johannis nichts für den Bau verlangt, außer eine jämmerliche [orthodoxe] Kapelle, die womöglich am Stadtrand von Istanbul entstehen soll. Selbst vom alten Projekt einer Leitung durch das Meer, mit der Rumänien die Türkei mit Strom versorgen wollte, war keine Rede. Dabei ist die Türkei ein Land, das wenig Energieressourcen hat, aber voller Möglichkeiten steckt. … Erdoğan hat von den Osmanen das Wissen geerbt, wie man Gäste empfängt, so dass sie sich wichtiger fühlen als sie sind. … Johannis wurde mit 21 Kanonensalven und einer Militärzeremonie begrüßt, wie sie nur Sultane ihren Gästen anbieten. ... Letztlich wird Erdoğan ihn aber dafür verachten, dass er sich hat einwickeln lassen und dass es so einfach war, aus dem Präsidenten eines EU-Staats einen Vasallen seines Hofs zu machen.“
Rumänen setzen Moschee mit Terror gleich
Warum viele Rumänen die Moschee ablehnen, analysiert der Rumänische Dienst der Deutschen Welle:
„Jenen, die gegen den Bau sind - offenbar ist das die breite Mehrheit - geht es nicht um religiöse Probleme, sondern um die Themen Flüchtlinge und islamistischer Terror. Das ist bedauerlich und die Verbitterung der einheimischen Muslime (Türken und Tataren, die seit Jahrhunderten hier leben) ist nur allzu verständlich. Doch die Moschee ist zu einem Symbol einer bedrohlichen politischen Realität geworden. Das ist sicherlich ungerecht, umso mehr, weil die Moschee von der Türkei finanziert werden soll und nicht von Saudi-Arabien. … Doch nicht die Moschee ist das Problem, sondern die Willkommenspolitik von Kanzlerin Angela Merkel und die offensichtliche Unfähigkeit Europas dem islamistischen Terror etwas entgegenzusetzen. Letzterer betrifft Rumänien zwar noch nicht direkt, doch früher oder später wird er auch Auswirkungen auf die osteuropäischen Länder haben.“