Entscheidung zwischen May und Leadsom
Innenministerin Theresa May und Energie-Staatssekretärin Andrea Leadsom stehen im Finale um die Nachfolge von Tory-Parteichef und Premier Cameron. Die Entscheidung zwischen beiden trifft die Parteibasis in einer Wahl am 9. September. Wer sind die beiden Frauen, die nach dem Brexit-Votum an die Macht streben?
Frauen nicht die Putzen der Politik
Wer die Hoffnung auf eine Veränderung der Politik in Theresa May oder Andrea Leadsom setzt, tappt in die Falle, meint Phileleftheros:
„Die Dominanz von Frauen in den führenden Nationen des Westens ist nicht das Ergebnis der Beseitigung eines Klischees, sondern die Erstellung eines neuen. Nämlich, dass Frauen die 'Krankenschwestern' des politischen Systems sind, oder sogar die 'Reinigungskräfte' der Korruption. Das, was zählt, ist das Ergebnis. ... Theresa May behauptet unter anderem, dass 'viele Briten von den Scharia-Gesetzen profitieren' und flirtet offen mit dem Obskurantismus, während Andrea Leadsom sich für die Abschaffung von Mutterschaftsrechten und von Arbeitnehmerrechten in kleinen Unternehmen einsetzt. Was spielt es für eine Rolle, ob diese politischen Ansichten von einem Mann oder einer Frau zum Ausdruck gebracht werden?“
Neue Premierministerin braucht klare Haltung
Ob May oder Leadsom - die neue Premierministerin muss auf jeden Fall das Land wieder einen, mahnt der Deutschlandfunk:
„Wer immer jetzt das Sagen bekommt, muss die anderen 50 Prozent mitnehmen. Also irgendwie sowohl das eine - als auch das genaue Gegenteil dessen vertreten, verkörpern, in die Tat umsetzen. ... Der beschlossene EU-Austritt mit all seinen noch immer nicht absehbaren Konsequenzen für Großbritannien ist nun mal die Realität, der die Briten ins Auge sehen müssen. Alles andere, weitere Verzögerungen und weiteres absichtsvolles Lavieren, würde diese Tatsache verschleiern. ... Die Notwendigkeit zu einen, offenbart zugleich auch einen Haken, wenn es dafür darauf hinausläuft, einen wenig profilierten Kandidaten zu nominieren. Es ist dies nicht die Zeit für ein 'sich weiter durchwurschteln', sondern für eine klare Haltung, die gleichzeitig Kompromisse nicht um des Prinzip Willens ausschließt. Wenn aus einem leichtfertigen Schritt noch irgendetwas Positives erwachsen soll.“
Abschiebungswütige gegen religiöse Fanatikerin
Dass nun zwei Frauen um die Nachfolge von Cameron kämpfen, ist kein Zeichen einer kommenden feministischen Revolution, schreibt die Autorin Laurie Penny im New Statesman:
„Weder Andrea Leadsom noch Theresa May sind Symbolfiguren, die sich jemand mit auch nur einem Hauch von Interesse für die Freiheit der Frauen aussuchen würde. ... Theresa May hat eine erstaunlich rechte Bilanz beim Thema Immigration und war an der Abschiebung weiblicher Flüchtlinge, die vor Vergewaltigung und Gewalt geflohen waren, beteiligt und sie stimmte für die Einschränkung des Abtreibungsrechts. Andrea Leadsom ist eine religiöse Fanatikerin des rechten Flügels, die gegen die homosexuelle Ehe stimmte. ... Frauen sind keine zauberhaften Wesen, die Licht und Harmonie in die Politik bringen, indem sie gut duftend durch den Korridor der Macht schweben. Sie sind einfach Menschen. ... Echte Gleichberechtigung wird erst möglich sein, wenn wir das begreifen.“
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