Überreaktion eines russophoben Zensors
Unverständnis angesichts der Strafe für den Bürgermeister zeigt die Tageszeitung Neatkarīgā:
„Dürfen die Russen jetzt auch untereinander nicht Russisch reden? Das ist wohl übertrieben. Und damit gießt man Öl ins Feuer. Die Internettrolle in Russland und die Propaganda-Medien werden diese Provokation für die Berichterstattung gegen Lettland ausschlachten. Extreme Fremdenfeindlichkeit und Russophobie sind in letzter Zeit zu einer Krankheit geworden. Nicht an allem in unserem Leben sind die Stadtverwaltung, die Regierung, die Russen oder die Flüchtlinge schuld. Das Zentrum für Amtssprache hat agiert wie ein Zensor und das Internet durchforstet, um herauszufinden, was die Beamten dort schreiben. Selbst in den düsteren Sowjetzeiten wurde die lettische Sprache nicht solchen Repressalien unterstellt wie jetzt Russisch. Und auch 150 Jahre, nachdem die lateinische Schrift [in dem Gebiet des russischen Reiches, in dem die Letten lebten] verboten wurde, ist das lettische Volk nicht ausgestorben.“
Auch ein Bürgermeister hat sich anzupassen
Als Replik auf die Geldstrafe hat der Bürgermeister eine Karikatur veröffentlicht, die dem Zentrum für Amtssprache einen Affenschädel und damit ein kleines Gehirn zuordnet. Für die Tageszeitung Latvijas avīze eine unangemessene Reaktion:
„Die europäischen Politiker vergleichen heute nicht mehr Schädel oder Kopfformen. Vor dem kreativen Versuch des Rigaer Bürgermeisters hat bereits der Kreml anthropologische Argumente verwendet und behauptet, dass der Russe einen besonderen genetischen Code habe. Der Kern der Botschaft des Bürgermeisters ist ideologisch an gleicher Stelle verwurzelt wie die genetischen Entdeckungen von Putin. … Riga ist die lettische Hauptstadt und der Bürgermeister sollte seine Kommunikation der Nationalpolitik anpassen und den Konflikt mit dem Zentrum für Amtssprache nicht verschärfen. Nicht von ungefähr wird er von Moskau gelobt. Wahrscheinlich war das auch sein Ziel.“