Staatliches Alkohol-Monopol für Litauen?
Nach dem überraschenden Sieg bei der Parlamentswahl in Litauen hat der Bund der Bauern und Grünen seine ersten Regierungspläne vorgestellt. Dazu gehört die Einrichtung eines staatlichen Alkoholmonopols, um den Alkoholismus im Land einzudämmen. Litauens Kommentatoren sind wenig begeistert von diesem Vorschlag.
Staatsmonopole lösen Probleme nicht
Das zweifellos große Alkoholismus-Problem in Litauen wird durch staatliche Monopole auch nicht gelöst, glaubt Kolumnistin Ramunė Sotvarė-Šemetienė auf dem Onlineportal Lrt:
„Klar ist, dass die Gründung eines Monopols das Verbraucherverhalten nicht verändert. Damit wird höchstens das Problem vertuscht und das sollte man keinesfalls tun. Denn nicht die Unternehmen sind schuld am Alkoholkonsum. Auch nicht die Öffnungszeiten der Geschäfte oder die große Auswahl an Getränken. Wenn wir gegen Diebe vorgehen, verlangen wir auch nicht, dass man allen Bürgern die Hände zusammenbindet, sobald sie auf die Straße gehen. Und um Autounfälle zu vermeiden, verbieten wir nicht private Autos. Messer kommen oft bei Konflikten auf der Straße
oder bei häuslicher Gewalt zum Einsatz - sollte man vielleicht auch ein Besteck-Monopol gründen?“
Was für eine Schnapsidee!
Beim Gedanken an staatliche Monopole gruselt es den Kolumnisten Algimantas Rusteika auf dem Onlineportal Lrytas:
„Der Bau, die Einrichtung und die Verwaltung von hunderten staatlichen Schnapsgeschäften landesweit wird nicht nur eine oder zehn Millionen Euro kosten. ... Die Säufer saufen wie früher, aber öfter Schmuggelware. Die Schmuggel-Bosse freuen sich schon jetzt über neuen Gewinn. Ein Apotheken-Monopol und eine staatliche Bank wird noch weitere hundert Millionen kosten, die es nicht gibt. ... Und das alles wird auch nichts bringen außer Ärger für den Haushalt und die Menschen. Ich hätte nie gedacht, dass ein Land, das aus der Sowjetunion geflohen ist, nach einiger Zeit zu sozialistischen und staatlichen Mitteln zurückkehren will.“