Zypern-Gespräche drohen zu scheitern
Ein Beschluss des Parlaments der Republik Zypern hat zum Streit zwischen den zyperngriechischen und zyperntürkischen Verhandlungsführern und zur Unterbrechung ihrer Verhandlungen geführt: Demnach soll künftig in den Schulen des Landes dem Enosis-Votum gedacht werden, in dem die griechischen Zyprer sich 1950 für den Anschluss an Griechenland aussprachen. Stellt sich die Vergangenheitsbewältigung dem Frieden in den Weg?
Wird Anastasiades den Hardlinern folgen?
Zyperns Präsident Anastasiades muss jetzt Farbe bekennen, fordert Cyprus Mail:
„Bei der Pressekonferenz, die er Donnerstag gab, um zu erklären, warum die Sitzung vorzeitig beendet wurde, hat er nicht wie jemand gesprochen, der dem Friedensprozess verpflichtet bleibt und diesen um jeden Preis am Leben halten will. Stattdessen ging er in die Offensive und behauptete, dass Akıncı nach Vorwänden suche, um die Verhandlungen zu torpedieren. ... In der letzten Zeit klingt Anastasiades wie diejenigen, die eine Lösung des Zypernproblems ablehnen, deren Linie er auch in der Frage des Enosis-Votums gefolgt ist. Akıncıs Forderung an Anastasiades, öffentlich Stellung gegen dieses Votum zu beziehen, ist für ihn eine gute Möglichkeit abzuschätzen, wie sehr dem Präsidenten tatsächlich an einem Abkommen gelegen ist.“
Griechische Identität muss gefeiert werden
Die Zyprer haben jedes Recht, das Jubiläum des Enosis-Votums zu feiern, findet die konservative Tageszeitung Simerini:
„Dieses Votum ist eine rechtliche, politische und kulturelle Praxis eines Volkes, das unter britischer Besatzung war und - ohne einen einzigen Schuss abzufeuern - nach Freiheit strebte und durch seine nationale Unabhängigkeit den Anschluss Zyperns an Griechenland wollte. ... Wenn also Herr Akıncı ernsthaft ein Problem damit hat, dann deswegen: Er will nicht, dass historische Jubiläen gegen die Besatzung gefeiert werden, die an unsere Freiheit und unsere griechische Identität erinnern. … Dieses Votum ist eine politische, diplomatische, rechtliche und kulturelle Ode an die Freiheit und die Demokratie. Es ist ein friedliches Manifest gegen die Besatzung und den Kolonialismus. Es ist ein Zeichen der Würde unseres Volkes; und wir sind stolz darauf - unabhängig davon, welcher Partei oder Ideologie wir angehören.“