Notstand in Schwedens Krankenhäusern
In Schweden hat unlängst ein Fernsehbericht über die Missstände im Gesundheitswesen die Bevölkerung aufgeschreckt. Bereits seit Jahren fehlt es in Krankenhäusern an Pflegepersonal, bleiben Betten unbelegt und müssen Patienten lange auf Operationen warten. Laut dem Bericht bedrohen die Probleme inzwischen vielerorts das Leben der Patienten. Auch die Zeitungen erheben schwere Vorwürfe an die Politik.
Lebensbedrohlicher Ressourcenmangel
Expressen zeigt sich entrüstet über die Verhältnisse in einem Land, das sich Wohlfahrtsstaat nennt:
„Nicht einmal vor Kindern macht die Krise halt. Im Neuen Karolinska Krankenhaus in Stockholm bleibt ein Drittel der Betten ungenutzt, jede zehnte für ein Kind geplante Operation fiel in diesem Jahr aus. ... Das akute Problem ist der Mangel an Krankenschwestern. Er zwingt Krankenhäuser, Betten ungenutzt zu lassen. ... Noch nie bekam das Gesundheitswesen so viel Geld, doch es wird falsch eingesetzt. So wollen die Sozialdemokraten in Stockholm, dass Patienten zu regelmäßigen Gesundheitschecks in die Polikliniken kommen. Völlig gesunde Menschen sollen also Ressourcen beanspruchen, die kaum für die Kränksten reichen. Die chronische Krise untergräbt das Vertrauen in die Politik. Die Frage ist, ob Schweden sich noch Wohlfahrtsstaat nennen kann, wenn Kinder völlig unnötig sterben.“
Havarie des Gesundheitswesens
Aus der Sicht von Aftonbladet ist die Situation vor allem Folge politischer Fehlentscheidungen:
„Schweden hat die wenigsten Krankenhausbetten pro Kopf in ganz Europa. Kein Wunder, dass die Wähler in Umfragen das Gesundheitswesen ständig an erster Stelle nennen, wenn es darum geht, welche Themen für sie am wichtigsten sind. ... Es waren die Politiker, die die Gesundheit in ein Schattendasein gedrängt haben. Einst war der Sozialminister mindestens genauso wichtig wie der Finanzminister. ... Dann kam [die bürgerliche Regierung] und übertrug der kleinsten [christdemokratischen] Partei die Verantwortung für das Gesundheitswesen. Und der Trend hat sich unter den Sozialdemokraten fortgesetzt. ... Schwedens Gesundheitswesen braucht eine Havariekommission und einen Minister, der die gesamte Arbeit umkrempeln kann.“