20. Todestag von Prinzessin Diana: Was bleibt
Für viele Bürger war sie die Prinzessin der Herzen, für viele Medien begehrtes Objekt ihrer Berichterstattung. Lady Di hat Spuren hinterlassen, die Großbritannien bis heute prägen. Doch einige Kommentatoren bedauern, dass Großbritannien 20 Jahre danach lieber weiter den Tod einer Ikone betrauert, als die Zukunft seiner Monarchie zu diskutieren.
Zeit, die Monarchie zu diskutieren
Dass die britische Öffentlichkeit den Jahrestag nicht zum Anlass nimmt, über die Zukunft des Königshauses nachzudenken, beklagt The Guardian:
„Die königliche Familie musste sich wegen ihres Verhaltens nach Dianas Tod Kritik gefallen lassen. 20 Jahre später ist die Monarchie unantastbar und wird kaum zur Diskussion gestellt. Wir hätten als Nation den Todestag zum Anlass nehmen können, über eine passende Form der Monarchie im Großbritannien des 21. Jahrhunderts nachzudenken - nach Dianas Tod, im digitalen Zeitalter und nach dem Brexit. Wenn uns unsere eigene Geschichte als konstitutionelle Monarchie stärker bewusst wäre, würden mehr Menschen anerkennen, dass dies ein Thema für das Parlament und die Öffentlichkeit ist und sein sollte - nicht für die Windsors. Doch wir verpassen diese Gelegenheit zu unserer aller Nachteil.“
Gefühlsduselei wurde Bürgerpflicht
Die Briten haben im Zuge der Tragödie ihre gesunde Reserviertheit verloren, klagt The Daily Telegraph:
„Das Vermächtnis jener Woche nach Dianas Tod ist ein Land, in dem alles dramatisiert werden muss. Ein skeptischer Blick auf übertriebene Gefühlsduselei kommt einer Bekundung reaktionärer Tendenzen gleich, wie sie nicht länger toleriert werden dürfen. Jeder im öffentlichen Leben, der sich nicht in dieses neue Glaubenssystem im Zeitalter nach Diana fügen will, setzt seine Karriere aufs Spiel. Der Ausdruck von Gefühlen zählt mehr als das Erreichte. 'Fassen Sie kurz die Emotionen zusammen, die sie im Moment des Sieges oder der Niederlage (nicht Zutreffendes bitte streichen) hatten' - das ist heutzutage die Standardfrage eines jeden Interviewers.“
Wenn der Tod nicht das Ende bedeutet
Zum Mythos wurde Lady Di durch ihren plötzliche Tod, glaubt La Stampa:
„Wenn Diana den reichen ägyptischen Playboy Dodi Al-Fayed geheiratet hätte, wäre ihre Popularität innerhalb weniger Stunden im Sinkflug gewesen. Es hätte sie das gleiche Schicksal ereilt wie Jacqueline Kennedy, als sie den griechischen Reeder Aristoteles Onassis heiratete. Der plötzliche Tod der Prinzessin hat sie hingegen zum Mythos werden lassen, wie James Dean, Marilyn Monroe, Jim Morrison und Amy Winehouse. Für einige Menschen kommt der Tod so unvorhergesehen, dass er nicht das Ende des Lebens bedeutet. Sie weilen weiter unter uns, sprechen, werden mehr erhört als die Lebenden, auch noch viele Jahre nach ihrem Ableben.“