Muss jeder im Szeklerland Rumänisch sprechen?
Ein anonymer Blogger sorgt in Rumäniens Netzwerken für Furore. Sein Video zeigt vorgeblich, dass es ihm nicht möglich war, in der rumänischen Stadt Ordohei Secuiesc, in der mehrheitlich Ungarisch gesprochen wird, auf Rumänisch Würstchen zu kaufen. Zwar wurde er offenbar nicht bedient, weil er vor Öffnung des Verkaufstands gekommen war. Doch dass tatsächlich nicht jeder im Szeklerland Rumänisch spricht, ist für Kommentatoren ein Aufreger.
Kein Rumänisch zu lernen ist dumm
Ungeachtet dessen, dass der Blogger den Vorfall zum Nachteil der ungarischen Minderheit bösartig ausgeschlachtet hat, geht es nicht an, dass deren Mitglieder überhaupt kein Rumänisch sprechen, mahnt die ungarischsprachige rumänische Tageszeitung Krónika:
„All diejenigen unter den rumänischen Magyaren, die meinen, dass es absolut akzeptabel ist, wenn ein Mitglied der ungarischen Minorität die offizielle Landessprache nicht beherrscht, liegen falsch. Selbst wenn jemand in einer fast rein ungarischsprachigen Region wie dem Szeklerland lebt, gebietet es allein schon der Anstand, dass er die Sprache der Mehrheitsgesellschaft erlernt. Das sollte eigentlich im ureigenen Interesse aller Ungarn in Rumänien liegen, würden doch Provokationen wie jene an der Imbissbude ins Leere laufen.“
Ungarische Minderheit braucht eigene Schulbücher
Für den Historiker Marius Diaconescu ist das Ereignis Anlass, eine Reform des Unterrichts an Rumäniens Schulen zu fordern. Er schreibt auf dem Blogportal von Adevârul:
„Die Verkäuferin hat die Schule in Rumänien absolviert. Sie müsste also einige Abschlussprüfungen auf Rumänisch abgelegt haben. ... In Wirklichkeit wird bei diesen Sprachprüfungen an ungarischsprachigen Schulen aber geschummelt. Denn weder die Schulleitung, noch die ungarischen Schulinspektoren haben echtes Interesse an der rumänischen Sprache. Man müsste den Ungarn das Rumänische als Fremdsprache vermitteln, denn ihre Muttersprache ist Ungarisch, auch wenn sie in Rumänien leben und Bürger dieses Landes sind. ... Die rumänischen Schulbücher müssten deshalb nach den Bedürfnissen und Besonderheiten der ungarischen Sprache entworfen werden.“