Der Zwarte Piet erregt die Niederländer
Der alljährliche Streit um den niederländischen Nikolaus und seinen Helfer, den Zwarte Piet, geht in eine neue Runde: Nachdem Aktivisten gegen die schwarz angemalten Darsteller mit dem Vorwurf des Rassismus protestierten, haben die Veranstalter in Städten wie Amsterdam und Den Haag die Verkleidungen angepasst. Doch in vielen ländlichen Orten tummeln sich weiter die "schwarzen" Nikolaushelfer und die Debatte über sie ist im vollen Gange.
Niederlande stecken in Grabenkrieg fest
Dass in der Debatte um das Nikolausfest und den Zwarte Piet nun über eine Kluft zwischen den vermeintlich progressiven Großstädten und der konservativen Provinz diskutiert wird, macht den Schriftsteller Jonathan van het Reve in De Volkskrant wütend:
„Dem Bild zufolge, das beim Lesen der Zeitungen und vor allem der sozialen Medien entsteht, geht es vor allem um ein frisches Argument in einem total festgefahrenen Streit, der seit Jahren die Debatte um Integration, Islam und Diskriminierung zu einem aussichtslosen Grabenkrieg macht. Niemand kommt mehr mit etwas Überraschendem, es ist immer wieder nur die Variation desselben Themas. ... Die Debatte über die Kluft wird höchstwahrscheinlich nicht eine einzige interessante Einsicht bringen, geschweige denn eine nützliche Lösung.“
Eigentliche Trennlinie ist die Bildung
Die Debatte um eine Kluft zwischen Stadt und Land verdeckt das eigentliche Problem, findet auch NRC Handelsblad:
„Die Kluft fungiert als Alibi, um über andere zu klagen - und so der eigenen Identität ein schärferes Profil zu geben. Dabei gibt es tatsächlich eine ernsthafte Kluft: die zwischen den gut Ausgebildeten und den gering Ausgebildeten. ... Die offene Gesellschaft mit Chancen für alle verschwindet. ... Wir reden und reden und lassen uns gegeneinander ausspielen und dabei wird das Argument von Klüften gebraucht, die in Wahrheit kaum Bedeutung haben oder die es nicht gibt. Und das echte Problem bleibt bestehen.“