Wird Centeno die EU-Finanzpolitik verändern?
Der Portugiese Mário Centeno wird neuer Vorsitzender der Eurogruppe. Ab Mitte Januar wird er dem wichtigsten europäischen Finanzgremium vorstehen, das unter anderem über Hilfsprogramme und Reformauflagen für Krisenländer entscheidet. Dass erstmals ein Südeuropäer die Gruppe anführen wird, dazu noch aus dem früheren EU-Sorgenkind Portugal, ist für Kommentatoren durchaus bedeutsam.
Centeno ist der Vermittler, den wir brauchen
Endlich kommen in der Eurogruppe die Südländer zum Zug, freut sich Il Sole 24 Ore und glaubt, dass sich jetzt einiges ändert:
„Die Wahl von Centeno kann als Zeichen der Wende gedeutet werden. ... Sie ist umso bedeutsamer, als es in den nächsten zwei Jahren darum gehen wird, die Eurozone und die Bankenunion zu reformieren, gar neuzugründen und zu vollenden. Es wird erbittert gestritten werden zwischen den Predigern von Stabilität und den Entwicklungspropheten, den Anhängern von Integration im Euroraum und denen zwischenstaatlicher Abkommen, zwischen Sparpolitikern und Solidaritätsverfechtern. Centeno kann dabei ein guter Vermittler zwischen den Fronten sein. Denn dass er ein eher linker Ökonom ist, hat ihn [als Portugals Finanzminister] nicht daran gehindert, die richtige Balance zwischen Haushaltssanierung und expansiver Sozialpolitik zu finden.“
Ein portugiesischer Triumph
Für Portugal ist diese Wahl ein weiterer Triumph, schreibt Protagon anerkennend:
„Das Land, das der erste Buchstabe in der Reihe der problematischen PIGS-Länder [Portugal, Italien, Griechenland, Spanien] war, und nach Griechenland ebenfalls Sparmemoranden umsetzen und sich den Auflagen des IWF anpassen musste, hat es nicht nur aus der Krise geschafft, sondern ist auch zu einem Symbol für wirtschaftlichen Erfolg geworden. ... Portugal ist nicht nur aus der Aufsicht der Gläubiger herausgekommen, sondern hat sogar seine Verpflichtungen gegenüber dem IWF früher bezahlt und verzeichnet für 2017 ein Wachstum von 2,8 Prozent.“