Staunen über Elon Musks Rakete

Das US-Unternehmen SpaceX - dessen Chef der Tesla-Mitgründer Elon Musk ist - hat am Dienstag in Cape Canaveral mit Falcon Heavy die derzeit leistungsstärkste Rakete ins All geschossen. Viele Beobachter sind von dem Projekt begeistert - und Kommentatoren aus Russland sehen mit einem Schlag alle Defizite der russischen Raumfahrt offenbart.

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Wedomosti (RU) /

Peinlich sind nur Russlands Raumfahrt-Pleiten

Dass der Start der Falcon Heavy in großem Kontrast zum bröckelnden Ansehen der russischen Raumfahrt steht, findet Vedomosti:

„Russlands Raumfahrt hat schon vor vielen Jahren ihr romantisches Flair verloren und füllt die Zeitungen nicht mehr mit Sensationsnachrichten. Kaum jemand kennt noch die Namen der russischen Kosmonauten an Bord der ISS, dafür aber weiß man von vielen Skandalen beim Bau des Kosmodroms Wostotschny. An Berichte über missglückte oder aufgeschobene Starts heimischer Raketen hat man sich gewöhnt ... Teilweise muten diese wie Witze an. Es stellt sich in der Tat die Frage: Was ist peinlicher: einen Sportwagen ins Weltall zu schießen oder Probleme mit den Proton-Raketen, weil eine verantwortliche Lageristin beim Triebwerkshersteller krankgeschrieben ist?“

Den (UA) /

Ein Beleg für die Freiheit

Das Bemerkenswerte am Start von SpaceX ist, dass freie Menschen ihre Träume in einem privaten Unternehmen verwirklicht haben, meint Journalist Serhij Hrabowskyj in Den:

„Musk hat alle Errungenschaften der Menschheit auf dem Weg in den Kosmos genutzt, doch dabei ging sein Team effektiver vor, da es nicht von Staatsbediensteten bedrängt wurde. Musk musste für die Verwirklichung seines Traums weder in die SS eintreten und die V2 schaffen, wie Wernher von Braun, noch in Stalin'schen Lagern sitzen und danach die 'Schuld' in den geheimen Forschungslabors 'wiedergutmachen' wie [Sergej] Koroljow und [Walentin] Gluschko. ... Musk konnte das alles vermeiden und das bedeutet, dass die Welt sich von Grund auf geändert hat.“

Welt (DE) /

Das All wird zur Ware

Als ein Zeichen für Musks grenzenlose Arroganz sieht Autorin Kathrin Spoerr in der Tageszeitung Die Welt die Aktion:

„Sie sagt: Seht mich an! Mich! Mit der besten Rakete und mit dem besten Auto habe ich das Weltall betreten. Es ist, als hätte er dem Weltall damit seinen Stempel aufgedrückt. ... Wir wissen nicht, was er das nächste Mal schicken wird, ob er Lust hat, auch in der Zukunft mit der Nasa, dem Staat, zusammenzuarbeiten. Er hat einen Tesla hochgeschickt, 'weil er es kann', wie man überall ehrfurchtsvoll lesen konnte. ... Elon Musk hat sich den Traum der Menschheit erfüllt, zu den Sternen zu fliegen, und das Erste, was er tat: Er machte das All zur Ware. Aber das Weltall sollte nicht dem Mann mit dem meisten Geld und dem geilsten Auto gehören. Es gehört nicht Elon Musk.“

gazeta.ru (RU) /

US-Privatiers überholen Russland

Russlands Raumfahrt droht gegenüber der privaten Konkurrenz ins Hintertreffen zu geraten, fürchtet gazeta.ru:

„Wir fallen bei den Starts unbemannter Raumfahrzeuge zurück, während die Amerikaner die Möglichkeiten der privaten Erschließung des Alls demonstrieren. China holt ebenfalls aktiv auf, auch wenn es noch viele Pannen gibt. Aber dafür spart der Staat dort nicht mit Geld fürs Weltall, während in Russland die Raumfahrtprogramme mit allgemeinem Geldmangel und hohen Aufwendungen für militärische Zwecke konfrontiert sind. ... Wir starten zwar jährlich fast genauso viele Raketen wie, ja, wie dieser amerikanische Krawallunternehmer Elon Musk. Doch ohne Leute wie Musk, ohne privates Risiko und kommerzielles Interesse, wird es für die russische Raumfahrt schwierig, mit der amerikanischen mitzuhalten.“

Milliyet (TR) /

Steiler Aufstieg

Für Milliyet ist Elon Musk ein Herausforderer am Puls der Zeit:

„Musk hat mit Falcon Heavy nicht nur die Nasa herausgefordert, sondern auch die Werbeaktion des Jahrhunderts gemacht, indem er die gesamte Welt live zusehen ließ. Natürlich stecken dahinter 13 Jahre Arbeit, 90 Millionen Dollar Kosten, die stärkste Rakete unserer Zeit, und ein langwieriger und schwieriger Prozess aus einem erfolgreichen Start und einer erfolgreichen Landung. Bisher war die einzige Marke, die das All als Werbe-Stützpunkt genutzt hat, Red Bull. Sie schickte Felix Baumgartner in freiem Fall aus dem Weltraum auf die Erde. Doch Musk hat mit seiner Aktion die Messlatte noch viel höher gehängt. Jetzt gibt es nur noch ein Problem, und zwar, wie lange die Batterie des Teslas halten wird, und ob ihre Lebensdauer mit Solarmodulen verlängert werden kann oder nicht.“