Was bewirken die US-Zölle auf Autoimporte?
Donald Trump hat seine Drohung wahr gemacht: Ab Anfang April erheben die USA 25 Prozent Zölle auf importierte Autos und Autoteile. Dadurch will er nicht nur Mehreinnahmen für die USA generieren, sondern auch die heimische Autoindustrie stärken und Arbeitsplätze schaffen, indem ausländische Autobauer Standorte in den Vereinigten Staaten eröffnen. Kommentatoren zweifeln an dieser Rechnung.
Kontraproduktive Wirtschaftspolitik
Trump begeht einen Denkfehler, merkt die Ökonomin Nathalie Janson in La Tribune an:
„Da die USA ihre Währung und ihre Wertpapiere exportieren, müssen sie im Gegenzug Güter und Dienstleistungen importieren. Das US-Handelsdefizit ist also weniger das Ergebnis eines Niedergangs der amerikanischen Industrie als das einer extremen Spezialisierung im Finanzbereich. ... Es ist bedauerlich, dass Donald Trump nicht versteht, dass das US-Handelsdefizit eine Bedingung dafür ist, dass die USA 'great again' werden. Es erlaubt den amerikanischen Verbrauchern, eine Vielfalt an Gütern und Dienstleistungen zu günstigen Preisen zu erwerben, und ist eine unerschöpfliche Finanzierungsquelle für Innovationen, die Schlüssel für die Weiterentwicklung von Produktivität und Wachstum sind.“
US-Verbraucher haben das Nachsehen
Die Aktion könnte nach hinten losgehen, mahnt auch La Repubblica:
„Viele Experten sind skeptisch, was das Ergebnis angeht, obwohl Trump den Erfolg bereits als gegeben ansieht ('die Hersteller suchen bereits nach Standorten') und Investitionszusagen von einigen Unternehmen wie Hyundai erhalten hat. Aber die Maßnahme birgt das Risiko, die Preise für die amerikanischen Verbraucher um mehrere tausend Dollar pro Fahrzeug zu erhöhen und die komplexen internationalen Produktionsketten zu unterbrechen, die im Laufe der Jahre von den Herstellern, auch den amerikanischen, aufgebaut wurden und die es schwierig machen, zu definieren, was ein Auto 'made in USA' ist: 60 Prozent der Teile eines in Amerika zusammengebauten Autos kommen aus dem Ausland.“
Trumps Schwerter werden stumpf
Der Standard findet klare Worte für Trumps Zölle:
„Das ist komplett überzogen. Und es ist dumm. Der Zollkrieg wird allen schaden, da sind sich ausnahmsweise alle Fachleute einig. ... Die Welt ist nicht mehr gewillt, Trumps Erpressungen tatenlos hinzunehmen. ... Investoren legen ihr Geld jetzt schon lieber in Europa an. Die Wall Street ist heuer deutlich schlechter gelaufen als Europas Börsen. Das hat unter anderem mit Trumps erratischer Wirtschafts- und Handelspolitik zu tun. Fachleute befürchten eine Wachstumsdelle. Europa wirkt dagegen planbarer – nicht zuletzt, weil absehbar viele Milliarden in Infrastruktur und Rüstung fließen sollen. Irgendwann sind auch Trumps schärfste Schwerter stumpf.“
Europa muss neue Handelspartner suchen
Wie sich Europa wehren kann, erklärt der Spiegel:
„[D]ie Europäer [sollten] die Beziehungen mit anderen amerikanischen Ländern ausbauen, mit Mexiko und Kanada zum Beispiel, gegen die Washington ebenfalls einen Handelskrieg führt. Und es sollte sie nicht schrecken, wenn der Wüterich im Weißen Haus mit Vergeltung droht. Genauso wichtig wäre es, die laufenden Gespräche über weitere EU-Handelsverträge zu beschleunigen, mit den Mercosur-Staaten Südamerikas, mit Indonesien, mit Indien. Je leichter die Europäer ihre Güter in die aufstrebenden Märkte des Globalen Südens lenken können, desto eher werden sie mit den Einbrüchen im US-Geschäft fertig.“
Nicht auf China bauen
Warum China nicht als Handelspartner einspringen wird, erklärt Ramón Pacheco Pardo, Professor für Internationale Beziehungen, in El País:
„Die chinesischen Verbraucher kaufen lieber einheimische Produkte. ... Dazu kommen wirtschaftliche Probleme. ... Die jährliche Wachstumsrate wird auf fünf Prozent geschätzt, weit entfernt von den zehn Prozent vor 20 Jahren. ... Die chinesische Regierung will, dass ihre Unternehmen die Binnenwirtschaft ankurbeln. Dies wirkt sich negativ auf potenzielle chinesische Investitionen in Europa aus. ... China wird weiter wichtig für Europa sein. Aber es wird die USA nicht als Handels- und Investitionspartner ersetzen.“
Auf eigene Industrie konzentrieren
Europa sollte nicht in Panik verfallen, rät De Volkskrant:
„Seit Trumps Antritt sind die wichtigsten wirtschaftlichen Indikatoren gesunken. Europa kann also hoffen, dass die Realität am Ende den Kurs korrigieren wird. Trump will die amerikanische Macht maximal einsetzen, um sein Land so stark wie möglich zu machen. Aber wenn sich immer mehr Länder wirtschaftlich und politisch von den USA abwenden wegen Trumps unberechenbarer, autokratischer Züge, dann wird die Macht der USA schrumpfen. Statt über eine Reaktion auf Trump nachzudenken, sollte Europa sich besser auf die eigene Industrie und die eigene Wirtschaft fokussieren und überlegen, wie es diese zukunftsfähig machen kann.“