Soll jeder für Organspende zur Verfügung stehen?
Die Niederlande wollen jeden volljährigen Bürger automatisch zum potentiellen Organspender machen, es sei denn, eine Person widerspricht dem ausdrücklich. Bisher musste man sich aktiv für eine mögliche Transplantation registrieren lassen. Die so genannte Widerspruchsregelung gilt dann in 18 europäischen Staaten - doch nicht alle Kommentatoren halten sie für den richtigen Weg.
Widerspruchsregelung ist vorbildlich
Die Süddeutsche Zeitung begrüßt die Gesetzesinitiative und wünscht sich, dass auch in Deutschland eine Debatte über die Widerspruchslösung geführt wird:
„Hier nämlich ist es bislang genau umgekehrt: Menschen müssen sich vor ihrem Tod aktiv für eine Organspende registrieren lassen. Damit wird Deutschland in Europa allmählich zum Sonderfall, die meisten anderen Länder haben längst den Weg der Widerspruchslösung eingeschlagen. Zum Sonderfall mit traurigen Rekorden. Denn die Anzahl der Organspender ist in Deutschland seit Jahren rückläufig, im vergangenen Jahr waren es nur 9,3 Spender pro eine Million Einwohner.“
Der Staat sollte sich nicht einmischen
Die Entscheidung über eine Organspende sollte lieber von jedem Einzelnen getroffen werden, meint El Mundo:
„Das von den Niederlanden verabschiedete umstrittene Gesetz kann nicht die Lösung sein. Von nun an werden dort alle Bürger zu potenziellen Spendern, sofern sie dies nicht ausdrücklich schriftlich ablehnen. In dieser Angelegenheit vermischen sich persönliche Ansichten wie Solidarität und Glaubensfragen, die in den Bereich der individuellen Entscheidungen gehören. Eine solche Entscheidung staatlich festzulegen, ist kontraproduktiv.“