Schweiz: Blocher wird zum König der Gratisblätter
Die Zeitungshaus AG des Schweizer Rechtspopulisten Christoph Blocher verkauft die Basler Zeitung an die Mediengruppe Tamedia. Im Gegenzug sichert sich der SVP-Politiker die Züricher Gratiszeitung Tagblatt sowie Beteiligungen an Westschweizer Gratistiteln. Beobachter verfolgen die Verschiebungen in der Schweizer Medienlandschaft mit Argwohn.
Ideologischer Tsunami bedroht das Land
Insbesondere der französischsprachigen Schweiz steht eine ideologische Publikationsflut bevor, warnt Le Courrier:
„Dem früheren SVP-Bundesrat geht es darum, sich mit einem Netz von Pressetiteln ideologische Schlagkraft zu verschaffen. ... Die Westschweizer werden sich wahrscheinlich an eine in hohem Tempo servierte Propaganda der rechtsextremen Partei gewöhnen müssen. ... In Zürich haben die Grünen den eifrigsten Gegnern dieser ideologischen Verpestung bereits einen Aufkleber angeboten, den sie auf ihren Briefkasten kleben können. Dies dürfte jedoch nicht genügen, um die sich anbahnende Blochersche Flutwelle aufzuhalten.“
Polarisierung mit Hilfe von Medien
Der Pressedeal dient den Populisten dazu, die Spaltung der Schweiz voranzutreiben, mahnt Le Temps:
„Alles läuft offenbar auf die Entstehung einer Medienlandschaft der zwei Geschwindigkeiten hinaus. ... Eine globalisierte Elite, die sich die NZZ, den 'Tagi' oder Le Temps leistet, und eine Gruppe von Menschen, die weiterhin gute Regionalzeitungen kauft. Auf der anderen Seite haben wir eine Bevölkerung, die sich Enten auftischen lässt in Blättern, die mit einfachen Schaubildern zum explosionsartigen Anstieg von Asylanträgen und Sicherheitsgefahren gefüllt sind. Auf diese Weise könnten die Populisten die Schweizer Presselandschaft neu ordnen. Unterstützung erhalten sie dabei von den Medienkonzernen, die sich zunehmend zurückziehen. Die Populisten wollen so zweifellos die Polarisierung der Schweiz vollenden.“