Rechtsextreme greifen Flüchtlinge auf Lesbos an

Auf Lesbos haben Rechtsextreme Sonntagnacht Flüchtlinge attackiert, die gegen die Lebensbedingungen in den überfüllten Hotspots auf der griechischen Insel protestiert hatten. Die daraus entstehenden Straßenschlachten dauerten bis zum Morgen an, mehrere Menschen wurden verletzt. Griechische Medien sehen den Flüchtlingsdeal mit Ankara als gescheitert an und fürchten eine weitere Eskalation.

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TVXS (GR) /

Milliarden Euro für nichts

Wie es zu der Gewalt auf Lesbos kommen konnte, analysiert TVXS:

„Die jüngste Krise ist natürlich weitgehend auf den übermäßigen Anstieg der Flüchtlingsströme zurückzuführen, die von der Türkei sowohl an den See- als auch an den Landgrenzen freigelassen werden. Die Verantwortung liegt bei der EU, die der Türkei Milliarden Euro zahlt, aber den problematischen EU-Türkei-Deal nicht kontrollieren kann. Die rassistischen Reaktionen sind nur das Symptom für ein ernstes Problem, das Griechenland und die EU nicht bewältigen konnten. In diesem Fall geht es nicht um die Rechtsextremen, sondern um die Politik und die falschen Entscheidungen, die solche Gruppen stärken.“

To Vima (GR) /

Inseln der Fremdenfeindlichkeit

Die Gewalt auf Lesbos lässt nichts Gutes für die Zukunft erahnen, findet To Vima Online:

„Wenn die Regierung das Problem nicht ernsthaft und realistisch zu bewältigen versucht, wird eine Welle von Rassismus auf die Inseln zukommen. Deren Einwohner waren in der Vergangenheit für ihre Solidarität bekannt, nun verwandeln sie sie in Inseln der Fremdenfeindlichkeit. Es ist offensichtlich, dass man in vielen Orten an die Grenzen der Toleranz gestoßen ist, durch die langfristige Belastung und das Gefühl, von der Zentralregierung verlassen zu sein. Das Problem ist nicht leicht zu bewältigen, kann aber nicht nur gelegentlich und im Nachhinein behandelt werden. Auf der einen Seite müssen die Haftbedingungen verbessert und die Inseln sollten nicht mehr als Lager der verlassenen Seelen genutzt werden. Andererseits muss der Rest Europas gedrängt werden, endlich Verantwortung zu übernehmen.“