32 Jahre Tschernobyl: Leben nach dem Fallout
Auch 32 Jahre nach der Explosion des Atomreaktors in Tschernobyl und dem ersten Super-GAU der Geschichte kommen die Arbeiten am Sarkophag, der die AKW-Ruine abschotten und die atomare Strahlung eindämmen soll, nur schleppend voran. Für Europas Medien ist dies nicht das einzige Anzeichen dafür, dass die Atomkatastrophe noch längst nicht überwunden ist.
An Liquidatoren wird nur zum Jahrestag erinnert
Am 32. Jahrestag der Katastrophe im Atomkraftwerk Tschernobyl lenkt Journalistin Nana Tschorna in Unian die Aufmerksamkeit auf die sogenannten Liquidatoren, die bei der Eindämmung der Folgen halfen:
„Heute [am 26. April] finden im ganzen Land feierliche Versammlungen und Veranstaltungen statt. Die Staatsvertreter werden dort Reden über die Tschernobyl-Helden schwingen, von ihrer Heldentat schwärmen, an die wir uns immer erinnern werden, ihnen Geschenke überreichen. Nun, im Allgemeinen läuft alles nach 'bester Tradition'. Doch danach: völliges Vergessen. Bis zum nächsten Jahrestag bleiben dem Tschernobyl-Liquidator 200 Hrywnja [rund 6,25 Euro] für die Gesundung und eine miserable Rente. Das ist alles. Derart kurz ist das staatliche Gedächtnis - von Jahrestag zu Jahrestag.“
Die Gefahr lauert in unserer Nahrung
Weder die Tschernobyl- noch die Fukushima-Katastrophe ist überwunden, warnt in Avgi Maria Arvaniti-Sotiropoulou, Präsidentin des griechischen Ablegers der NGO International Physicians for the Prevention of Nuclear War:
„Tschernobyl ist nicht vorbei. Seine Auswirkungen fordern weiterhin Todesopfer und werden noch mindestens 60 Jahre andauern - weil das Cäsium, das derzeit in Europa in größeren Mengen in Lebensmitteln enthalten ist, weiter ausstrahlen und wegen Fukushima zunehmen wird. Auch Fukushima wird irrtümlich oft als eine Tragödie der Vergangenheit betrachtet. Die radioaktive Freisetzung aus den drei beschädigten Reaktoren geht aber bis heute weiter - sowohl in der Atmosphäre als auch in Form von 300 Tonnen radioaktivem Wasser, das jeden Tag in den Pazifischen Ozean fließt und die marine Nahrungskette kontaminiert und damit auch Fische, die von Menschen häufig konsumiert werden.“