Macht die Royal Wedding die Welt ein Stück besser?
Millionen Menschen haben die Hochzeit des Windsor-Sprösslings Harry und der US-Schauspielerin Meghan Markle verfolgt. Das lässt auch Europas Kommentatoren nicht kalt. Während einige in der Vermählung einen Hoffnungsschimmer für die Menschheit sehen, ist sie für andere nichts weiter als überflüssiger Zinnober.
Harry und Meghan bekämpfen Rassismus
Die Königsfamilie hat auf der Hochzeit gezeigt, dass sie kein Problem mit den neuen dunkelhäutigen Familienmitgliedern hat, und sendet damit ein wichtiges Signal aus, findet Polityka:
„Die Hochzeit von Harry und Meghan Markle hat gezeigt, was für ein riesiges Potential die Königsfamilie noch hat, wenn sie ihre Rolle nur angemessen nutzen will. Seit heute kann jede junge Frau beziehungsweise jeder junge Mann, der oder die einen Verlobten beziehungsweise eine Verlobte mit einer anderen Hautfarbe mit nach Hause bringt, den Eltern sagen: 'Wenn die Königsfamilie sich nicht daran stört, dann solltet ihr es auch nicht.'“
Das Königshaus spiegelt nicht die Wirklichkeit
Ganz so einfach verschwindet der Rassismus nicht aus der Welt, wendet hingegen die in London lebende schwedische Autorin Minna Salami auf der Meinungsseite des schwedischen Fernsehens, SVT Opinion, ein:
„Mein Punkt ist nicht, dass es keinen symbolischen Wert hätte, schwarze Menschen in der königlichen Familie zu haben, oder dass die Ehe von Prinz Harry mit Meghan Markle eine Art arrangierte Ehe sei. ... Aber schwarze Menschen in einflussreichen Positionen als eine Art Schmuck anzusehen, ist nichts Neues. Das ist verwirrend und riskiert, dass die Aufmerksamkeit von den wirklich wichtigen Diskriminierungsfragen abgezogen wird. Um diese Fragen zu lösen, müssen wir - wo immer wir uns auch befinden - uns vom Spektakel dieses Vormittags lösen und uns auf die tatsächlichen Plattformen für Dialog konzentrieren.“
Britische Hochzeit geht Bulgaren nichts an
Die Hochzeit von Meghan und Harry ist das Letzte, worüber die Medien in Bulgarien berichten sollten, schimpft Duma:
„Die Medien berieseln uns mit einer Hochzeit, die uns nichts angeht, als hätten wir nicht genügend andere Probleme. Die Briten verdienen Millionen daran und freuen sich und was haben wir davon? Wir sollten uns mehr dafür interessieren, warum Merkel nach dem Treffen mit [dem bulgarischen Premier] Borissow direkt zu Putin geflogen ist, wie Macron frischen Wind in die Beziehungen zwischen der EU und Russland bringen will, wie der bulgarische Präsident Rumen Radew unsere nationalen Interessen in Russland durchsetzen will, solange Borissow ihm in den Rücken fällt und Trump nach der Pfeife tanzt, während der wiederum neue Sanktionen gegenüber Moskau plant. All das interessiert unsere Medien aber nicht. Sie berichten lieber über Hochzeiten.“
Lasst die Menschen träumen
Königliche Hochzeiten haben einen magischen und durchaus nützlichen Zauber, findet der Kolumnist Gerardo Morina in Corriere del Ticino:
„Sollte man königliche Hochzeiten verschmähen? Das wäre ein Fehler der Unterschätzung, denn sie erfüllen - vor allem die britischen, die einen Rahmen der choreografischen Perfektion beherrschen - eine klare Aufgabe. Sie geben Millionen von Menschen die Möglichkeit zu träumen. Sie sind wie ein märchenhaftes Medikament, ein Heilmittel für all diejenigen, die die Zähne zusammenbeißen, um die harte Realität und die Probleme, vor die sie der Alltag tagtäglich stellt, zu meistern.“