Spanien debattiert über Sterbehilfe
Der spanische Kongress hat entschieden, das individuelle Recht auf Sterbehilfe gesetzlich zu regeln. Bisher werden sowohl die Beihilfe zur Selbsttötung als auch die aktive Sterbehilfe mit Gefängnis von bis zu sechs Jahren bestraft. Wie bewerten spanische Medien die Entscheidung?
Heutzutage ein moralisches Gebot
Für El Periódico de Catalunya ist die gesetzliche Regelung der Sterbehilfe eine Notwendigkeit in Zeiten moderner Medizin:
„Die Fortentwicklung von Technologie und Medizin führt zu einer Verlängerung des Lebens aber nicht immer in der notwendigen Würde. Die Aussicht auf ein langes, schmerzhaftes und hoffnungsloses Leiden, in seinem eigenen Körper gefangen zu sein, den man nicht mehr kontrollieren kann, erschreckt die Mehrheit der Bürger. Wenn es den Menschen gelungen ist, den Tod herauszufordern, muss es auch in unserer Hand liegen, diese Fähigkeit zu kontrollieren. Voraussetzung ist, dass diese Kontrolle gesetzlich geregelt wird und auf freiwilliger, gut informierter und ethischer Grundlage basiert.“
Mangelnde Solidarität mit Alten und Kranken
Das Pochen auf ein vermeintliches Menschenrecht ist scheinheilig, warnt hingegen ABC:
„Öffnet ein Gesetz einmal die Tür zum Tod, lässt sich diese nur schwer wieder schließen. Das sieht man am Beispiel der Abtreibung. Und die durch den Gesetzgeber vorgesehenen Möglichkeiten werden bald von einer schrankenlosen praktischen Anwendung übertroffen. Viele Alte und Kranke werden sich unter Druck gesetzt fühlen durch ein Gesetz, das sie als Last definiert, von der man die Familie und das Gesundheitssystem befreien muss. ... Die aktuelle Gesetzgebung tendiert hin zu einem System, das sich neue Menschenrechte auf die Fahne schreibt, das aber eigentlich durch einen Mangel an Solidarität mit denjenigen getrieben ist, die nur noch stören.“