Simone Veil im Panthéon beigesetzt
Ein Jahr nach ihrem Tod ist die französische Auschwitz-Überlebende und Frauenrechtlerin Simone Veil in der Pariser Ruhmeshalle Panthéon beigesetzt worden. Frankreichs Medien würdigen das Engagement Veils für Europa, die von 1979 bis 1982 EU-Parlamentspräsidentin war, und fragen nach der Aktualität ihrer europapolitischen Ideen.
Sie machte die EU denkbar
Philosoph Bernard-Henri Lévy würdigt die Leistungen Simone Veils für Europa in Le Point:
„Nach dem Krieg gab es [in Frankreich] zwei Standpunkte Europa betreffend. Den von [Philosoph und Widerstandskämpfer] Vladimir Jankélévitch, der Deutschland eine ontologische Schuld zuschrieb und meinte, die deutsche Sprache sei für immer durch die Worte Hitlers verschmutzt. Er predigte, diese Kultur und dieses Volk dürften nie wieder auf die Füße kommen. Und dann gab es den Standpunkt von Simone Veil. Ihr zufolge gab es keine kollektive Schuld. Deutsch sei die Sprache des Nationalsozialismus, aber auch die des Anti-Nazismus. Entsprechend war für sie Europa möglich, ein Europa das auf Frankreich und Deutschland aufbaut, die ihre Vergangenheit hinter sich lassen.“
Veils Europa geht es schlecht
Frankreichs Präsident Macron hat in seiner Rede auf Simone Veil von schlechten Winden gesprochen, denen sich Demokraten derzeit, genau wie Veil damals, entgegenstemmen müssten. Für die Tageszeitung Libération könnte der Zeitpunkt der Ehrung nicht passender ausfallen:
„Diese schlechten Winde blasen nun stärker als je zuvor, nach dem schwierigen Treffen des Europäischen Rats in Brüssel, der die Migrationspolitik der Union festlegen sollte. Die Übereinkunft, die Freitag früh nach einer Nacht der Verhandlungen unterschrieben wurde, regelt nicht die politische Krise, die die Populisten in Italien, Bayern und in den osteuropäischen Ländern losgetreten haben. Das einzig Positive daran ist, dass es niemandem missfällt. Es ist ein wackeliger Kompromiss, der Simone Veil betrübt hätte.“