Folter in russischen Gefängnissen
Strafvollzugsbeamte haben einen Gefangenen in der russischen Strafkolonie Jaroslawl gefoltert. Ein von Nowaja Gazeta veröffentlichtes Video von 2017 führte jetzt dazu, dass die zuvor eingestellten Ermittlungen gegen die Beamten wieder aufgenommen wurden. Doch Aufklärung in diesem Fall wird die Zustände in Russlands Gefängnissen nicht ändern, prophezeien oppositionelle Kommentatoren.
Gerechtigkeit wird zur Lotterie
Der aktuelle Folterfall wird aufgeklärt, doch an den Zuständen im russischen Strafvollzug ändert sich nichts, fürchtet der Journalist Oleg Kaschin in Republic:
„Der Skandal von Jaroslawl hat ein winziges Quadrat auf einem riesigen dunklen Feld ausgeleuchtet. ... Die selektive Anwendung des Rechts im russischen Justizsystem ist, wenn nicht die Basis, so doch ein wichtiges Grundprinzip, das es dem System erlaubt, das Gesetz immer nur zum eigenen Nutzen anzuwenden und dabei selbst unangetastet zu bleiben. Für Jewgeni Makarow, der auf dem Video gefoltert wird, wird die Bestrafung seiner Quäler ein Erfolg der Gerechtigkeit sein - und für russische Verhältnisse ist das schon eine sehr gute Nachricht. Doch wenn Gerechtigkeit den Charakter eines Lotteriegewinns hat, kann das keine gute Nachricht für alle sein.“
Die Sadisten sind unter uns
Die erschreckenden Szenen sind für Echo Moskwy trauriger Alltag:
„An diesen Bildern, auf denen zehn Minuten lang ein Mensch gefoltert wird, ist nichts Außergewöhnliches. Das ist übliche Praxis! ... Jetzt kennt man die Namen der Sadisten. Man sucht sie in den sozialen Netzen - und wundert sich, dass sie Kinder haben, Bücher lesen, Roller fahren. ... Heute führt er sein Kind auf einem Pony spazieren, morgen prügelt er einen Menschen mit dem Gummiknüppel, dass der nicht mehr stehen kann und Blut pinkelt. Solche Unmenschen kann es in jeder Gesellschaft geben. Aber eine gesunde Gesellschaft nennt das nicht 'Verstöße', sondern Folter. Und sie tut alles, dass sich das nicht wiederholt und die Täter bestraft werden.“