Erntehelfer: Italiens moderne Sklaven
In Italien ist die Debatte um sklavenähnliche Arbeitsbedingungen von Landarbeitern aus Afrika und Osteuropa neu entbrannt, nachdem bei zwei Autounfällen insgesamt 16 Erntehelfer ums Leben gekommen sind. Hunderte Landarbeiter gingen daraufhin auf die Straße, die Regierung sagte dem System der illegalen Erntearbeit den Kampf an. Die Presse sieht Handlungsbedarf nicht nur in Italien.
Ein Label für faire Produkte muss her
Alfredo Luis Somoza, Leiter des Instituts für internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit ICEI, fordert in Huffingtonpost Italia ein neues Gütesiegel für Produkte:
„Kein DOP [geschützte Ursprungsbezeichnung] und auch kein IGP [geschützte geografische Angabe], sondern ein Etikett, das die Korrektheit gegenüber den Arbeitnehmern und der Umwelt garantiert. Die phrasendreschende Rhetorik von - oft vermeintlichen - Sterneköchen, die zu jeder Zeit das mythische 'Territorium' und die Überlegenheit der 'italienischen' Produkte gegenüber denen aus dem Rest der Welt preisen, vernebelt nämlich die Praktiken einer Landwirtschaft, die dank der skrupellosen Ausbeutung der Arbeitnehmer und der Verwendung von verbotenen Substanzen gedeiht.“
Bukarest muss Landsleute vor Ausbeutung schützen
Der Rumänische Dienst der Deutschen Welle erinnert daran, dass die rumänische Regierung zwischen 2005 und 2007 in Italien mit Werbefilmen für ein gutes Image der ausgewanderten Landsleute warb:
„Inzwischen könnten die Behörden mit überzeugenderen Mitteln intervenieren, zumal es hier zu verhindern gilt, dass Hunderte oder gar Tausende Rumänen in die Falle von Menschenhändlern tappen. Als die Regierung noch auf eine Ausweitung der Auswanderung setzte und damit vor allem auf die vielen Überweisungen der Arbeiter [an die Familien im Land] spekulierte, die jahrelang die staatlichen Defizite kompensierten, wusste sie, was zu tun ist und strengte sich an. Doch wenn es um das Gegenteil geht, nämlich Auswanderungen zu verhindern, scheint sie nichts tun zu wollen.“