Hat Dänemark zu viele Akademiker?
Mit Schulbeginn sind in Dänemark die Zahlen der Einschreibungen an Universitäten, Gymnasien und Berufsschulen veröffentlicht worden. Die Politik sollte sich dringend um das Ungleichgewicht zwischen der akademischen und der berufspraktischen Ausbildung kümmern, fordern dänische Medien.
Wir brauchen Klempner ebenso wie Historiker
Die Berufsausbildung sollte aufgewertet werden, mahnt Kristeligt Dagblad angesichts der hohen Studierendenzahlen zu Semesterbeginn:
„Gerade in Grundtvigs [dänischer Philosoph und Pädagoge] Vaterland sollten wir uns daran erinnern, dass das Licht nicht nur auf die Gelehrten scheint. Auch für die Mechaniker und Maurer geht die Sonne auf. Diesen Branchen fehlen die Arbeitskräfte. Es wäre viel besser, mehr junge Menschen in diese Richtung zu dirigieren und dem gesellschaftlichen Missverhältnis entgegenzuwirken, als weitere Magister auszubilden und uns vorzugaukeln, dass es vornehmer ist, Kunstgeschichte zu studieren als Klempner zu werden. Keinem ist mit Ausbildungshochnäsigkeit gedient, auch nicht den Akademikern, die riskieren, arbeitslos zu werden mit einem inflationär verteilten Titel. Der Berufsstolz muss wieder gefördert werden, daran müssen alle ein Interesse haben.“
Berufsschulen attraktiver machen
Berufsschulen und die Ausbildung leiden unter Sparpolitik und mangelndem politischen Interesse, kritisiert Politiken:
„In diesen Sparzeiten werden die Schulen sicher nicht in spannende Angebote investieren, um mehr Jugendliche für Berufsschulen zu begeistern. Hätte die Regierung den Ernst der Lage verstanden, wäre sie schon längst mit einer Initiative gekommen, das Ausbildungssystem zu reformieren: Die zehnte Klasse [in Dänemark gibt es eine Volksschule bis zur 9. Klasse, die 10. Klasse ist freiwillig] könnte in die Berufsschule verlegt werden. Berufsbildung und Gymnasialbildung könnten gemeinsam verwaltet werden. Oder man setzt eine Grenze für die Anzahl der aufgenommenen Gymnasiasten. Es gäbe viele Möglichkeiten, wenn man wirklich will.“