Krise nach Wahlen in Bosnien-Herzegowina?
Bei der Präsidentschaftswahl in Bosnien-Herzegowina ist der Präsident der Republika Srbska, Milorad Dodik, in das dreiköpfige Staatspräsidium eingezogen. Der Nationalist strebt die Unabhängigkeit der Teilrepublik an. Der moderate und deshalb in Kroatien umstrittene Željko Komšić wird statt Dragan Čović künftig die Kroaten vertreten. Kommentatoren nehmen beide Politiker in den Blick.
Staat könnte zerfallen
Tine Kračun, Direktor des Instituts für strategische Lösungen, zeigt sich in einem Gastbeitrag in Delo sehr besorgt:
„Es ist gefährlich, dass ein Politiker, der bereits jahrelang zum Zerfall des Staats aufruft, ins Staatspräsidium kommt. Das war bislang gemäßigt und gilt als Pfeiler des gemeinsamen Staats. Doch diesmal kommt jemand an die Macht, der etwas anderes möchte. Mit der Unterstützung Russlands und Serbiens, sowie auf der anderen Seite Kroatiens, das ebenfalls aktiv in der bosnischen Politik mitmischt, könnte es in den kommenden Jahren zum Zerfall des Staats kommen.“
Ohrfeige für kroatische Regierungspartei
Die Wahl von Željko Komšić ist als Protest der bosnischen Wähler gegen die Politik der HDZ zu deuten, meint Novi list:
„Nicht [der bisherige Vertreter der Kroaten in Bosnien-Herzegowina von der HDZ] Dragan Čović wurde bei den Wahlen besiegt, sondern [Kroatiens Premier] Andrej Plenković. Die Propaganda des kroatischen Staatsfernsehens, die Milliarden aus dem kroatischen Haushalt, die grenzüberschreitende Einheit der HDZ und gegenseitige Besuche in Zagreb und Mostar haben alles nichts gebracht. ... Željko Komšić hat nicht Dank der Stimmen der Wahhabiten gewonnen, wie dies nun Plenković und Čović glauben machen wollen. Seine Wahl ist eine Ohrfeige für die ein Vierteljahrhundert andauernde verheerende Politik der HDZ gegenüber Bosnien-Herzegowina.“