Wohin steuert Kramp-Karrenbauer die CDU?
Annegret Kramp-Karrenbauer hat sich in der Stichwahl mit 51,75 Prozent knapp gegen Friedrich Merz durchgesetzt und wird neue CDU-Chefin. Die Merkel-Vertraute kündigte an, der Kanzlerin Paroli zu bieten, "wo es im Interesse der Partei notwendig ist". Europas Journalisten analysieren, in welche Richtung die neue Vorsitzende Deutschlands stärkste Partei führt.
Mit AKK bleibt alles beim Alten
Annegret Kramp-Karrenbauer wird in der CDU nichts verändern, kommentiert Newsweek Polska:
„Der Plan Merkel-AKK ist in die letzte Phase übergegangen. Niemand hat Zweifel daran, dass die Wahl der 56-jährigen Kramp-Karrenbauer eine unkomplizierte Fortsetzung der Führung Merkels sein wird. Deshalb sehen viele CDU-Mitglieder diesen Wechsel an ihrer Parteispitze nicht als wirkliche Veränderung an. Um die Mehrheit der Delegierten von sich zu überzeugen und Merkel zu ersetzen, musste Kramp-Karrenbauer erst Merkels Schatten verlassen.“
Eine konservative Erneuerin
Dass die Wahl AKKs einfach nur ein bloßes "Weiter so" bedeutet, glaubt das Tageblatt hingegen nicht:
„Kramp-Karrenbauer hat sich bei bestimmten Themen geschickt von Merkel distanziert. So lehnt sie beispielsweise die Homoehe kategorisch ab. Im Jahr 2018 eigentlich ein Skandal. ... Und den gerne in braunen Gewässern fischenden Horst Seehofer hat sie ausgerechnet beim Thema Migration übertrumpft, als sie meinte, dass man Flüchtlinge doch durchaus nach Syrien zurückschicken sollte. Dennoch ist AKK sozialer als ihr neoliberaler Konkurrent Friedrich Merz, gegen den sie sich nur knapp durchsetzen konnte. ... Ein bisschen Merkel, eine Prise Seehofer, noch weniger Merz und fast kein Spahn. AKK könnte also für eine 'Erneuerung' im konservativen Sinne stehen. Immer noch Mitte, aber eben konservativer. Die Linie von Merz oder Spahn war dagegen zu hart, zu radikal.“
CDU scheut das Risiko
Enttäuscht vom Ausgang der Wahl äußert sich Mladá fronta dnes:
„In erster Linie braucht die Union eine konservative Renaissance, damit sie nicht so endet wie die SPD. Doch die Hälfte der Delegierten in Hamburg hatte nicht ausreichend Courage. Mit der neuen Parteichefin wählten sie lieber das Risiko des weiteren Absinkens in der Wählergunst als das Risiko, sich ein wirklich rechtes, konservatives Profil zu geben. Für den Fall, dass die CDU unter AKK in den kommenden Landtagswahlen erfolglos bleiben sollte, stehen schon Herausforderer bereit. Etwa NRW-Ministerpräsident Armin Laschet oder Wirtschaftsminister Peter Altmaier. Freilich sind das auch nur Klon-Varianten von Angela Merkel, wenn auch männliche.“
Deutschland bleibt stabil
Beruhigend findet Jyllands-Posten die Wahl von Kramp-Karrenbauer:
„Die Verantwortung lastet schwer auf Europas größtem und stärksten Land angesichts der politischen Umwälzungen, die sich über den Kontinent ausbreiten. Europapolitisch wird es absolut keine Veränderungen mit Kramp-Karrenbauer geben. Und generell ist es eine Erleichterung für Deutschlands Nachbarn, darunter Dänemark, feststellen zu können, dass die Berechenbarkeit, Stabilität und Ordnung weiterhin von Berlin ausgehen werden.“